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Der europäische Blick auf den afrikanischen Kontinent und seine Bewohner:innen wurde spätestens mit dem gewaltförmigen Kulturkontakt ab dem 15. Jahrhundert durch den Kolonialismus geprägt. Imaginierte man Afrikaner:innen in Europa zunächst als ‚edle Wilde‘ mit einer besonderen Nähe zur Natur, werteten eurozentrische ‚Rassentheorien‘ die Menschen aus Afrika im 19. Jahrhundert mit einem Verweis auf ihre angebliche ‚Unzivilisiertheit‘ ab. Auch nach der formalen Dekolonisierung Afrikas wirken viele dieser stereotypen Afrika-Bilder aus der Kolonialzeit bis heute nach und sind noch immer europaweit in kulturellen Denkmustern, Institutionen und Praktiken zu finden. Das Seminar vermittelt die historischen und theoretischen Hintergründe dieser performativen Afrika-Stereotype in Europa mit einem kontrastiven Vergleich ausgewählter Beispiele aus Deutschland und anderen europäischen Ländern wie z.B. Belgien und Frankreich. In Bezug auf aktuelle Praktiken der Kulturvermittlung fragen wir nach Möglichkeiten, einen angemessenen Umgang mit diesem Erbe zu finden, und dem Potenzial von Medien und Kulturinstitutionen, einen interkulturellen Dialog im europäisch-afrikanischen Kontext zu initiieren. Ziel des Seminars ist es, stereotype Afrika-Bilder auf Basis der postkolonialen Theorie und der Critical Race Theory in ihren geistesgeschichtlichen Kontext einzuordnen und ihr Fortwirken in kulturellen Perfomances zu analysieren, aber auch Perspektiven für alternative Formen der europäisch-afrikanischen Kulturvermittlung aufzuzeigen. Dabei sollen die Chancen und Potentiale afrozentrischer kulturtheoretischer Konzepte wie Afropolitanismus, Afropéa und Afrofuturismus analysiert und auf ihre Praxisrelevanz diskutiert werden. Themen sind u.a. - Afrika, Blackness und Werbung - Menschenzoos und Völkerschauen - Kulturfestivals - Völkerkundemuseen - Sportveranstaltungen & Ethnic Marketing im Sport Seminarbegleitend ist für den 25./26. Mai 2023 eine Exkursion zum Africa Festival in Würzburg geplant. Dabei stehen Begegnungen mit Akteur:innen der Kulturvermittlung auf dem Programm, um den Teilnehmer:innen die Möglichkeit der kulturwissenschaftlichen Feldforschung zu bieten. Das Seminar vermittelt außerdem die Grundlagen für die Realisierung von Praxisprojekten (im Studiengang Interkulturelles Musik- und Veranstaltungsmanagement / Internationales Kulturmanagement sowie P5-Projekte im Master IPK) , insb. die Umsetzung eines afrikanischen Filmfestivals in Jena im Wintersemester 2023/24. |