Kommentar |
Theodor Fontanes „Vor dem Sturm. Roman aus dem Winter 1812 auf 13” erschien 1878 und sollte ursprünglich den Untertitel „Zeit- und Sittenbild” tragen. Häufig wurde er als preußische Variante mit Lew Tolstois „Krieg und Frieden” verglichen. Fontane versuchte in seinem ersten Roman einen „Sieg des Realismus” gegen eine „falsche Romantik” durchzusetzen. Im Historischen sollte dabei ein Leben wiedergespiegelt werden, „an dessen Grenze wir selbst noch standen oder von dem uns unsere Eltern noch erzählten”. So entstand neben der Hauptfigur Lewin von Vitzewitz vor dem Stammschloss Hohen-Vietz ein Panorama der märkischen Adels-, Bürger- und Bauernwelt vor Beginn der Befreiungskriege, das „das große Fühlen, das damals geboren wurde”, in seiner Wirkung auf „die verschiedenartigsten Menschen” in volkhafter und aristokratischer Zusammensetzung schildert. Diese werden zunächst unter der Idee des Ausgleichs präsentiert, die mit dem Überfall auf Hoppenmarieken eine beginnende Ordnungslosigkeit ankündigt. Obgleich in der Tradition des historischen Romans von Scott, Gutzkow und Alexis stehend verfolgt Fontane ein anderes Konzept des historischen Romans, die Geschichte im Neben- und Zueinander von „Lebenskreisen” im Licht sozialer und individueller Psychologie zeigt. Im Fokus des Seminars steht die realistische Konfiguration des Romans, die wir mit Hilfe einschlägiger Roman-, Realismustheorien sowie Theorien zum historischen Roman, untersuchen.
Die Textgrundlage ist Theodor Fontane „Vor dem Sturm. Roman aus dem Winter 1812 auf 13” (Insel Verlag; insel taschenbuch Nr. 583; Suhrkamp). |