Kommentar |
„Es wird wirklich Zeit, daß wir nach Gansewinckel hinunterspazieren und die Welt nehmen wie sie ist, und die Leute drin wie sie sind.“, läßt Wilhelm Raabe den Zeichenlehrer Windwebel zu dem vermeintlichen Wald-und-Wiesen-Gangster Cord Horacker sagen. Exeunt die genialischen Künstler, Naturanbeter und Weltenzwinger der Romantik – Bühne frei für mäßig begabte Pinselschwinger, deren Berufung noch gerade so reicht für den Schuldienst in einem Provinzgymnasium, und für Aussteiger wider Willen, die der Gesellschaft doch nicht entkommen können und es irgendwie auch nicht wollen. Die Reise führt aus dem Traumland der Phantasie, dem Zauberreich der Natur, der Geister und des Gestern hinein in die spektakuläre Gewöhnlichkeit des alltäglichen Wahnsinns im Hier und Heute. Von der romantischen Literatur des Entkommens zu einer Literatur des Zurechtkommens in einer sich modernisierenden Welt. Aber Literatur soll es noch immer sein, die als Romantikkritik dem romantischen Sehnen ein Zuhause geben, als Poesie die einzig angemessene Darstellung des Prosaischen im Leben und zugleich als Kunst die letzte Bastion von Humanität in einer unmenschlichen Welt sein will, indem sie einen Blick kultiviert für die Schönheit und Menschlichkeit, die es trotz allem in Leben und Welt auch noch geben soll: von der romantischen Literatur des Als Ob zu einer Literatur des Trotzdem – zum lachen, weil es zum weinen ist, und umgekehrt. Unsere Seher und Bildner heißen Eduard Mörik, Gottfried Keller, Friedrich Hebbel und die beiden Theodors Storm und Fontane, die damit zugleich die Gegenstände liefern für eine Einführung in die Analyse lyrischer und erzählender Texte. |