Das Seminar gibt eine Einführung in die traditionelle, syllogistische Logik. Als Rahmen dient Kants Logik (Jäschelogik), und zwar die Allgemeine Elementarlehre und die Allgemeine Methodenlehre, § 1-120. Die umfangreiche Einleitung werden wir weitgehend übergehen.
Wir werden nacheinander die Lehre von den Begriffen, von den Urteilen, und von den unmittelbaren Schlüssen, sowie von den mittelbaren (Vernunft)Schlüssen durchgehen.
Für die Behandlung der syllogistischen Schlüsse, die bei Kant übergangen werden, weil Kant nur die erste Figur anerkennt, werden wir die Darstellung bei Euler mit Kreisen zugrunde legen - und noch eine weitere traditionelle Version (to be announced). Dabei werden wir die Eigenart der vier Figuren anhand konkreter Beispiele kennenlernen (evtl. nach der Erläuterung Lamberts).
Als spezielles Problem werden wir die Frage der singulären Sätze, die von Einzelnem handeln, behandeln: "Sokrates ist weise". Eine Frage lautet: ist hier über den Namen von einer Person die Rede (Eulers Deutung), oder muss man solche Sätze so deuten, dass zunächst ein Individualbegriff gebildet werden muss, damit überhaupt en Urteil gebildet werden kann (Schopenhauers Deutung)? Diese Frage ist deshalb so folgenreich, weil seit Frege singuläre Sätze den Ausgangspunkt der Logik bilden: Erst durch die Einführung von Variablen in singuläre Sätze entsteht logische Allgemeinheit. Die traditionelle Logik dagegen beginnt mit Begriffen, die bereits wesentlich allgemein sind: "Alle Menschen sind sterblich". Singuläre Sätze erscheinen aus diser Perspektive als Sonderfall, der eigentlich (aufgrund der fehlenden Allgemeinheit) nicht zur Logik gehört.
Übersicht:
Teil I: Kants Darstellung und Kritik der Syllogistik
In seinem Aufsatz über die "Spitzfindigkeit der syllogistischen Figuren" (1762) gibt kant zugleich eine Einführung in die Logik überhaupt. Mit der Besprechung dieses Textes werden wir beginnen. In Moodle finden sich die zugehörigen Dateien.
Teil II: Einübung in die elementare syllogistische Technik
Wir versuchen, eine gewisse Geläufigkeit im Umgang mit der Syllogistik zu gewinnen.
Unmittelbare Schlüsse: Konversion, Kontraosition, usw.
Syllogismen: Die vier Figuren des Syllogismus, gültige und nicht gültige Modi der Syllogismen,
Prüfverfahren für Gültigkeit A: Die Merkverse aus dem Mittelalter mit der Liste der gültigen Modi und ihrer Rückführung auf die erste Figur
Es werden Beispiele verschiedener Logikbücher und Darstellungen der Logik bearbeitet: Logik von Port-Royal (1662 / 1685), Euler, Briefe an eine deutsche Prinzessin (1768), Schopenhauer, Vorlesungen Bd. 1 (1820), und andere.
Prüfverfaren für Gültigkeit B: geometrische Veranschaulichung, etwa durch Eulers Kreise
Hypothetische und disjunktive Schlüsse
Frage nach den Grundprinzipien der Logik: Dictum de omni et nullo, Prinzip der Kontradiktion, Tertium non datur (gilt syllogistisch nicht unbedingt), Duplex negatio affirmat (kommt nicht vor; wenn es vorkäme, würde es nicht gelten)
Teil III: Die Syllogistik als unfruchtbare Vorstufe, oder als die eine wahre "formale Logik"?
Im zweiten Teil werden wir die Vorschläge von Michael Wolff behandeln, der in seinem Buch Anhandlung übr die Prinzipien der Logik (3. A. 2023) die Syllogistik (in seiner eigenen Rekonstruktion) als die wahre eine formale Logik ansieht. Er vertritt einen "logischen Monismus" gegnüber der heute vorherrschenden Tendenz, lediglich von einer Vielzahl möglicher logischer Systeme zu sprechen. Ein Aufsatz von Wolff befindet sich in Moodle.
Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass bei Sätzen über Nichtexistierendes sowohl der Satz als auch die Verneinung dieses Satzes falsch ist. (Darum gilt das Tertium non datur in der Syllogistik nicht.)
Hinweis: Die erste Sitzung am 4. April findet über Zoom statt. Es gibt darin eine Vorbesprechung und einen ersten Überblick über die vorgesehenen Themen
Link: Thema: Wittgenstein: Über Gewißheit
Uhrzeit: 3.Apr. 2023 02:00 PM Amsterdam, Berlin,
Zoom-Meeting beitreten
https://uni-jena-de.zoom.us/j/67468607025
Meeting-ID: 674 6860 7025
Kenncode: 751469 |