Kommentar |
Die Entdeckung der Schriftrollen von Qumran seit dem Jahr 1947 und danach bedeutete für die Bibelwissenschaft eine Revolution: Man stieß auf Bibelhandschriften, die 1000 Jahre älter waren als die bisher bekannten Handschriften (z.B. die Jesaja-Rolle); man lernte verschiedene Formen von Auslegungsliteratur, Kommentare und „Nachschreibungen“ biblischer Bücher („rewritten bible“) kennen; man erhielt durch eigene Schriften einen überraschenden Einblick in die geistige Welt der Qumran-Gemeinschaft. Die Funde von Qumran vermittelten nicht nur ein ganz neues Bild des Judentums zwischen dem 2. vorchristlichen und dem 1. nachchristlichen Jahrhundert, sondern sind für die Auslegung des Alten Testaments von grundlegender Bedeutung. Drei Themenbereiche sollen angesprochen werden: (1) Die Schriftfunde haben sie die alttestamentliche Textkritik auf eine ganz neue Basis gestellt. – (2) Die Fortschreibungsprozesse in den alttestamentlichen Schriften und deren sukzessive „Kanonisierung“ lassen sich nun weit besser und gewissermaßen mit empirischer Evidenz rekonstruieren als zuvor. – (3) Die Texte werfen ein neues Licht auf die Strömungen innerhalb des vielfältigen Judentums der Zeit. Hebräisch-Kenntnisse sind nützlich, aber nicht zwingend erforderlich. Grundlage wird das neue Buch von R.G. Kratz sein. |