Kommentar |
Die polnische Literatur ist von je her besonders geprägt durch ihre Versdichtung. Dies gilt auch für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bis hinein in die Gegenwart. Im Seminar sollen ausgewählte Gedichte dreier besonders herausragender Lyriker:innen untersucht werden. Tadeusz Rózewicz hat bereits während des Krieges im Untergrund erste Gedichte geschrieben und gilt, nach einer kurzen Zeit der Anpassung an literaturpolitische Vorgaben, spätestens ab 1956 als einer derjenigen, der bewiesen hat, dass „Lyrik nach Auschwitz“ im Gegensatz zum Diktum Adornos gleichwohl möglich ist. Wislawa Szymborska hat ihre Laufbahn als Dichterin in der Zeit des sozialistischen Realismus begonnen, nach 1956 sich jedoch grundlegend von den einstigen ideologischen Einschränkungen befreit. Für ihre philosophische Dichtung, die häufig das Große im Kleinen hervorhebt, erhielt sie 1996 den Nobelpreis für Literatur. Zbigniew Herbert begann erst nach 1956 seine ebenfalls philosophische Dichtung zu veröffentlichen, die bei der Verarbeitung von Problemen der Gegenwart häufig Rückbezug auf antike Motive nimmt. |