Kommentar |
Rom, die Stadt am Tiber, diente im 17. Jahrhundert als Schauplatz einer internationalen Festkultur. Im Dienst des ,Großen Welttheaters‘ kamen insbesondere während des Pontifikats von Urban VIII. Barberini (1623–1644) opulent ausgestattete Opern zur Aufführung, wodurch die noch junge Gattung maßgebliche Impulse erhielt. Beauftragt vom Papsthof oder von römischen Adelsfamilien, verband diese Werke eine ihnen eigene Ästhetik, die komische und moralisierende Elemente vereinte, wenngleich die Stoffquellen der Libretti durchaus variierten (Autoren wie Bocaccio dienten ebenso als Quelle wie Heiligenlegenden). Moderne Erstaufführungen der Opern Il Sant’ Alessio und Il palazzo incantato sind nur ein Beleg für das wachsende Interesse an diesem Repertoire, das in Teilen immer noch schlecht erforscht ist, was auch mit dem nach wie vor großen Mangel an Noteneditionen zu tun hat.
Im Seminar möchten wir uns diesen faszinierenden Werken v. a. unter editorischen Fragen nähern und eine Notenausgabe der Oper Il Capriccio, auch bekannt unter dem Titel Il giudizio della Ragione tra la Beltà e l’Affetto, des Dichters Francesco Buti und des Komponisten Marco Marazzoli vorbereiten. 1643 in Rom aufgeführt, ranken sich viele Gerüchte um ihre Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte. Doch nicht nur der Aufführungskontext, sondern auch die Interpretation der Handlung („a political allegory”) und die handschriftliche Partitur, die sich in der Apostolischen Bibliothek des Vatikans erhalten hat, geben uns Rätsel auf. Angelehnt an ein aktuelles Forschungsprojekt zu den Opern Marazzolis widmen wir uns diesen Problemen sowie Fragen der Quellenkunde und Textkritik. Darüber hinaus wird der Umgang mit einem Notensatzprogramm erlernt.
Hinweis: Wenn Sie an der Veranstaltung teilnehmen möchten, wenden Sie sich bitte per E-Mail an nastasia.heckendorff@hfm.uni-weimar.de
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