Kommentar |
Während die Digitalisierung mit ihrem Wildwuchs gegensätzlicher Geschichtsbilder, vorgefertigten Meinungen, versteckten und offensichtlichen Bewertungen das fundierte Urteilen auch in der schulischen Bildung neu herausfordert, sind entsprechende Fähigkeiten im Distanzunterricht nur wenig entwickelt worden. Auch im Unterricht vor und nach der Pandemie zeigt sich, dass oft schablonenhaft angewandte Kategorienraster den emotionalen, sozialen und fachlichen Dimensionen historischer Urteilsbildung kaum gerecht werden.
Ausgehend von diesen Befunden werden Unterrichtsstrategien diskutiert. Die Teilnehmer:innen sind eingeladen, eigene historische Beispiele didaktisch so zu bearbeiten, dass die Untersuchung moralischen Wandels in der Geschichte und die Bewertung geschichtskultureller Repräsentationen unterrichtlich angeleitet werden kann. Unter der Prämisse, dass in einem urteilssensiblen Unterricht Schüler:innen dort abgeholt werden sollten, wo sie gedanklich stehen, wird die Erfahrungsdimension stark gemacht und die Aufmerksamkeit im Unterricht wieder mehr auf ein gemeinsames fachliches Verstehen des Lerngegenstandes gelenkt.
Literatur: Mirka Dickel, Anke John, Michael May u.a.: Urteilspraxis und Wertmaßstäbe im Unterricht. Ethik, Englisch, Geographie, Geschichte, politische Bildung, Religion, Frankfurt/Main 2020; Winklhöfer, Christian 2021: Urteilsbildung im Geschichtsunterricht. Frankfurt / Main. |