Kommentar |
Der Begriff 'Konservative Revolution' ist im Zuge des Aufkommens der sogenannten 'Neuen Rechten' auf eine starke Resonanz im politischen Diskurs gestoßen. Das Seminar wendet sich damit der Frage zu, welche politikwissenschaftliche Erklärungskraft die Beschäftigung mit rechten Autoren aus der Weimarer Republik für die Analyse heutiger Phänomene hat. Im Seminar sollen daher Texte von Epigonen wie Carl Schmitt, Oswald Spengler, Ernst Jünger, Ernst Niekisch, Arthur Moeller Van den Bruck, Edgar Julius Jung oder auch Martin Heidegger gelesen und diskutiert werden. 'Konservative Revolution' ist hierbei als ein bewusst in den politischen Diskurs eingespeistes Begriffskonzept zu verstehen mit dem in der deutschen Nachkriegsgesellschaft eine gewisse Anschlussfähigkeit hergestellt werden sollte. Es soll folglich der Frage nachgegangen werden, wie in den zu betrachtenden Texten generell mit Begriffen operiert wird. Eine Strategie, die den alten wie den neueren rechten Autor:innen eigen ist, ist es gewisse Begriffe ihres ursprünglichen Kontextes zu entledigen und in ihrem Sinne umzudeuten. Ein immer wiederkehrendes Motiv, das sich durch alle Texte zieht, ist hierbei der nationale Sozialismus. In diesem Zuge sollen auch die sogenannten ,Nationalrevolutionäre' und ,Nationalbolschewisten' betrachtet werden. In diesem Zusammenhang wird ebenfalls auf das Phänomen der 'Querfront' eingegangen.
In einem zweiten Teil des Seminars soll erarbeitet werden, wie die Ideen der ,Konservativen Revolution' in der sogenannten ,Neuen Rechten' (Institut für Staatspolitik, Identitäre Bewegung, AfD etc.) rezipiert werden. Ziel des Seminars ist es aufzuzeigen, dass die ,Neue Rechte' nicht wie der Terminus es suggeriert neu ist, sondern eine alte Ideentradition revitalisiert. In diesem Kontext werden Begriffe wie die vom Marxisten Gramsci übernommene 'Kulturelle Hegemonie', 'Metapolitik' oder der 'Ethnopluralismus' eruiert. |
Literatur |
Breuer, Stefan (1993), Anatomie der Konservativen Revolution, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Mohler, Armin (1972), Die Konservative Revolution in Deutschland 1918-1932; ein Handbuch, 2. Auflage, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Weiß, Volker (2017), Die autoritäre Revolte: die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes, Stuttgart: Klett-Cotta.
Werth, Christoph (2001), Sozialismus und Nation: die deutsche Ideologiediskussion zwischen 1918 und 1945, 2. Auflage: Weimar: VDG. (Im ThulB-Katalog als E-Book verfügbar)
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Bemerkung |
Wer die erste Sitzung der Lehrveranstaltung versäumt, ohne sich vorher schriftlich oder persönlich zu entschuldigen, kann den Anspruch auf einen Platz in der LV verlieren, wenn es mehr Interessenten als Plätze gibt. Dies gilt ungeachtet der Platzzuweisung durch Friedolin und ist im Einklang mit der gruandsätzlichen Aufhebung der Anwesenheitspflicht. |
Zielgruppe |
Das Seminar richtet sich an Studierende mit Interesse an ausgewählten Aspekten der Ideengeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts (begleitend zur Vorlesung, kann aber unabhängig von der Vorlesung besucht werden). Sowohl Begriffs- und Sozialgeschichte rechten Denkens in der Weimarer Republik, als auch aktuelle Debatten um die ,Neue Rechte' werden behandelt. |