Kommentar |
Die Abgrenzungen zwischen Fundamentalismus und Extremismus sind fließend und von den jeweilig zugrunde gelegten Begriffsbestimmungen abhängig. Verbinden dürfte beide Phänomene allerdings eine Verabsolutierung der eigenen Vorstellungen (des eigenen ‚Fundaments‘), eine gewisse Gewaltbereitschaft sowie eine ausgeprägte Affinität zu Verschwörungstheorien. Verschiedene Formen des religiösen Fundamentalismus (um vorerst bei diesem Begriff zu bleiben) haben dabei die Weltpolitik im noch jungen 21. Jahrhundert geprägt. Hinzu tritt ein weltanschaulicher Fundamentalismus, der in der Gestalt u.a. des Nationalsozialismus und des Stalinismus insbesondere das 20. Jahrhundert beeinflusst hat und Funktionen ausübt, die als genuin religiös qualifiziert werden können (u.a. Kompensation von als leidvoll erfahrenen Zuständen, Kontingenzbewältigung, Antwort auf ‚letzte Fragen‘). In der Religionspädagogik sind Fundamentalismus, Extremismus und Verschwörungstheorien dennoch bislang nur zögerlich behandelt worden. Das mag damit zusammenhängen, dass Religionen mitunter per se unter Fundamentalismusverdacht stehen: Wo verläuft die Grenze zwischen dem beherzten Eintreten für seine religiöse Überzeugung und einem religiösen Fundamentalismus? Aufbauend auf semantischen Erörterungen zum Fundamentalismus- und Extremismusbegriff sollen im Seminar ausgewählte Formen des (religiösen und weltanschaulichen) Fundamentalismus und Extremismus in Geschichte und Gegenwart mitsamt den mit ihnen verknüpften Verschwörungstheorien genauer in den Blick geraten und als Herausforderung für die Religionspädagogik und spezifisch den Lernort Religionsunterricht diskutiert werden. Als Hintergrund sollen dabei die religiöse Situation der Gegenwart genauer in den Blick geraten sowie entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen insbesondere in Deutschland. Weiterhin soll ein Fokus gelegt werden auf die Darstellung von Fundamentalismus und Extremismus in Curricula, Schulbüchern und Online-Bildungsmaterialien. |