Kommentar |
Mitten im Hochsommer warnen Politik und Expert*innen vor einem „Wutwinter“. Energiekrise und Inflation lassen „radikale Proteste“ befürchten, so Innenministerin Faeser. Die damit verbundenen Zuschreibungen changieren zwischen dem Wunsch nach Unheil, Ängsten vor Kontrollverlust oder der Aussicht auf ein formbares Protestpotenzial. Soziale Bewegungen, die ihren vorrangigen Ausdruck in Protesten und kollektiven Aktionen finden, sind einerseits allgegenwärtig und „normal“; ohne sie wäre die gegenwärtige Gesellschaft nicht, was sie ist. Andererseits sind soziale Bewegungen außeralltäglich; sie versprechen sozialen Wandel, wo vieles festgefahren und unveränderbar scheint; das Handeln von/in Bewegungen wird aber auch immer wieder als „unnormal“ angesehen, als utopische Spinnerei oder Revoluzzertum von Leuten, die zu viel Zeit haben. Auch in der sozialwissenschaftlichen Bewegungsforschung lassen sich verschiedene Stränge beobachten. Neben Ansätzen, die Deutungsmuster, Ressourcen, oder Gelegenheitsstrukturen von Bewegungen in den Blick nehmen, gibt es andere, die mit Revolten und Aufständen den Grenzbereich der etablierten Theorien ausleuchten. Als weitere Spielart zieht die aktivistische Forschung viel Aufmerksamkeit auf sich; auch deshalb, weil sie sich mit dem Vorwurf der Distanzlosigkeit oder Gefälligkeit auseinandersetzen muss.
Das Seminar bietet einen Einstieg in die sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit sozialen Protesten und sozialen Bewegungen. Es werden Erkenntnisse zu Geschichte und Theorie vermittelt und diskutiert, etwa zu verschiedenen Bewegungssektoren sowie den Kontexten historischer und gegenwärtiger Bewegungen, zu Protestrepertoires, Strategien und zur Sozialstruktur von Bewegungen, zu Theorien ihres Zustandekommens und ihrer Dynamik sowie zu Methoden ihrer Erforschung. |
Literatur |
Cox, L. (2018), Why social movements matter. An introduction, London: Rowman & Littlefield.
Hellmann, K.-U./Koopmans, R. (1998) (Hg.), Paradigmen der Bewegungsforschung. Entstehung und Entwicklung von neuen sozialen Bewegungen und Rechtsextremismus, Opladen: Westdt. Verl.
Rucht, D. (2017), Studying social movements: some conceptual challenges, in: Berger, S./Nehring, H. (eds.), The history of social movements in global perspective. A survey, London: Palgrave macmillan, pp. 39–62.
Vollständige Literaturliste zu Beginn des Semesters. |
Leistungsnachweis |
BASOZ 42 aktive Teilnahme (PRÜFUNGsleistung Große Hausarbeit ist in dieser Veranstaltung nicht möglich)
BASOZ 43 aktive Teilnahme und ggf. Hausarbeit
BASOZ 44 aktive Teilnahme und ggf. mündliche Prüfung
BASOZ 45 aktive Teilnahme und ggf. Hausarbeit o. mündliche Prüfung |