Kommentar |
In der deutschsprachigen Literatur und Philosophie findet seit dem späten 18. Jahrhundert ein intensives Nachdenken über die Natur und die Position des Menschen in ihr statt. Dafür gibt es verschiedene Ursachen: Der Fortschritt in den Naturwissenschaften, die zunehmende Säkularisierung und die Erkenntnis-Skepsis der Philosophie seit Kant treiben die Suche nach einer neuen Naturphilosophie voran. Danach soll sich der Mensch weiterhin als Teil der Natur verstehen und fühlen und ihr nicht nur in einem Subjekt-Objekt- oder Herrschaftsverhältnis gegenüberstehen. Aus der Natur soll zudem Orientierung für den Menschen und sein Handeln hervorgehen. Diese Situation thematisieren literarische Texte seit 1800. Im Seminar werden wir uns mit Goethe, Novalis, Tieck, Schelling und Droste-Hülshoff beschäftigen. In Amerika entstehen im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts Texte der sogenannten Transzendentalisten, die auf Ideen und Idealen der europäischen Romantik und ihrer Naturphilosophie fußen, diese aber auf die geographischen, klimatischen und politischen Gegebenheiten der neuen Welt anpassen. Ralph Waldo Emersons 1836 publiziertes Werk Nature sowie sein ein Jahr später veröffentlichter Essay "The American Scholar" läuten dabei eine neue Epoche ein, in der eine genuin amerikanische Literatur über den Rückbezug zur Natur zu erster Blüte gelangt. Sein Schüler und späterer Freund Henry David Thoreau führt diese Gedanken in seinen Naturessays weiter und verknüpft eingehende botanische Studien mit ethischen Anleitungen und Lebenspraktiken für das Dasein des Menschen in der Welt. Das lyrische Werk Walt Whitmans, insbesondere Leaves of Grass, wird schließlich wird oft als Inkarnation dieser transzendentalistischen Gedanken betrachtet. Um Werke dieser drei Autoren soll es aus amerikanistischer Perspektive gehen.
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Bemerkung |
S – NDL V.1, NDL VI.1/2, M-GLW-NDL1/2/3/4, MA-LKK-02, Staatsexamen mündlich zur V PETERSDORFF |