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Die Festkulturen der mediterranen Diktaturen: Italien, Spanien und Portugal im Vergleich - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Langtext
Veranstaltungsnummer 205740 Kurztext
Semester WS 2022 SWS 2
Teilnehmer 1. Platzvergabe 20 Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe 24
Rhythmus keine Übernahme Studienjahr
Credits für IB und SPZ
E-Learning
Hyperlink
Sprache Deutsch
Belegungsfrist Zur Zeit keine Belegung möglich
Abmeldefristen


Termine Gruppe: 0-Gruppe iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson (Zuständigkeit) Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe
Einzeltermine anzeigen Mo. 14:00 bis 16:00 w. 17.10.2022 bis
06.02.2023
Fürstengraben 1 - SR 163 Herold-Schmidt, Hedwig Dr. phil. ( verantwortlich ) findet statt  
Gruppe 0-Gruppe:



Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Herold-Schmidt, Hedwig , Dr. phil. verantwortlich
Zuordnung zu Einrichtungen
Seminar für Volkskunde und Kulturgeschichte
Inhalt
Kommentar

 

Bachelor

BA_KG 3 B, BA_KG 4 B, BA_VK 3 B

Master

MKG 2 B, MKG 4 B, MVK 1 B, MWKG, MWVK

Die Feste und Feiern der Diktaturen des 20. Jahrhunderts, die Inszenierungen des faschistischen Italien, des nationalsozialistischen Deutschland oder auch der stalinistischen Sowjetunion mit ihren Theatralisierungen, ihrer Symbolik und ihren Ritualen haben traditionell das Interesse der Forschung geweckt. Auch prägen Bilder etwa von Hitlers Reichparteitagen mit ihren Lichtdomen oder die massenwirksamen Auftritte Mussolinis maßgeblich unsere Vorstellungen von diesen Regimen. So scheinen Fest und Diktatur zusammenzugehören, ganz gleich, ob man das Fest vor allem als Instrument der massenpsychologischen Manipulation und Propaganda sieht oder ob man diese Feiern mehr als Elemente im Dienst einer neuen „politischen Religion“ betrachtet.

Neuere kulturwissenschaftliche Studien erweitern diese Sicht, indem sie von einer Allgegenwärtigkeit von Inszenierungsgesellschaften ausgehen: Sie sehen dementsprechend in den Festen der Diktatoren nicht nur deren Ordnungsvorstel-lungen repräsentiert. Sie betrachten diese Feiern und Feste vielmehr als zentrale Elemente des Sinnstiftungsprozesses, die diesen Ordnungsvorstellungen erst Relevanz im Alltag der Menschen verschaffen. „Im Feiern der Feste wird Diktatur als abstrakte politische Kategorie zur gelebten Realität“ (Malte Rolf). So verstanden sind Feste v. a. auch Kommunikationsmedien. Ihre Erforschung bietet somit einen Ansatz, den Zusammenhang von Repräsentation und Realisie-rung von Herrschaft in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts zu hinterfragen. Behandelt werden in diesem Seminar die südeuropäischen Diktaturen in Italien, Spanien und Portugal, deren Festtraditionen insbesondere vom Katholizismus geprägt worden waren.

Und Kirche und Religion spielten auch weiterhin eine zentrale Rolle für die Festkultur der Regime. Während in Italien der Diktator Mussolini einerseits das konfliktträchtige Verhältnis zum Papst 1929 auf eine neue Grundlage stellte und dabei der Kirche weit entgegenkam, suchte man andererseits eine neue politische Religion für den Neuen Menschen in der Neuen Gesellschaft zu etablieren. Auf der Iberischen Halbinsel war der Katholizismus von jeher Staatsreligion. In Spanien ging die Symbiose des Politischen und Religiösen soweit, dass es unklar bleibt, ob es sich hier um eine Sakralisierung der Politik oder eine Politisierung der Religion handelt.

Feste und Feiern haben zugleich eine zeitliche und räumliche Dimension – und sind damit wichtige Ankerpunkte der Erinnerungskulturen dieser Länder. In diesem Kontext werden wir uns ebenfalls mit Erinnerungs- und Gedenktagen, Jubiläen und räumlichen Erinnerungsorten unterschiedlicher Natur beschäftigen.

Wenn wir die Festkulturen der Diktaturen Südeuropas vergleichend betrachten, so wird es zum einen darum gehen, die jeweils spezifischen Prägungen und ihre Funktionen herauszuarbeiten. Zum anderen aber sollen auch die auf dem Gebiet der (politischen) Festkultur zu beobachtenden Transfer- und Verflechtungs-prozesse Beachtung finden; hier kam neben dem faschistischen Italien auch Hitler-Deutschland Vorbildfunktion zu, was wir miteinbeziehen werden.

Literatur

Einführende Literatur: Michael Maurer: Das Fest. Beiträge zu seiner Theorie und Systematik. Köln, Weimar, Wien 2004. Michael Maurer: Feste und Feiern als historischer Forschungsgegenstand, in: Historische Zeitschrift 253 (1991), S. 101-130. Winfried Gebhardt: Fest, Feier und Alltag. Über die gesellschaftliche Wirklichkeit des Menschen und ihre Deutung, Frankfurt a. M. 1987.

Malte Rolf: Die Feste der Macht und die Macht der Feste. Fest und Diktatur – zur Einleitung, in: Journal of Modern European History 4 (2006), S. 39-59. Christoph Kühberger: Metaphern der Macht. Ein kultureller Vergleich der politischen Feste des faschistischen Italiens und des nationalsozialistischen Deutschlands, Münster 2006. Simonetta Falasca-Zamponi: Fascist Spectacle. The Aesthetics of Power in Mussolini’s Italy, Berkeley 1997. Christoph Kühberger: Emotionaler Rausch. Zum Spektrum der Gefühlsmobilisation auf faschistischen und nationalsozialistischen Festen, in: Malte Rolf/Árpád v. Klimó (Hrsg.): Rausch und Diktatur, Frankfurt/Main 2006, S. 177-192. Hedwig Herold-Schmidt: Die Feste der iberischen Diktatoren. Spanien und Portugal in den 1940er Jahren, in: Michael Maurer (Hrsg.): Festkulturen im Vergleich. Inszenierungen des Religiösen und Politischen, Köln u. a. 2010, S. 291-320. Marie-Aline Barrachina: Propagande et culture dans l’Espagne franquiste, 1936-1945, Grenoble 1998. Giuliana di Febo: Ritos de Guerra y de Victoria en la España franquista, Bilbao 2002. Zira Box: España, año cero. La construcción simbólica del franquismo, Madrid 2010. Richard A. H. Robinson: The Religious Question and the Catholic Revival in Portugal, 1900-30, in: Journal of Contemporary History 12 (1977), S. 345-362. Zira Box/Ismael Saz: Spanish Fascism as a Political Religion, in: Politics, Religion & Ideology 12/4 (2011), S. 371-389. Emilio Gentile: Political Religion – a Concept and its Critics. A Critical Survey, in: Totalitarian Movements and Political Religions 6 (2005), S. 19-32.

Für einführende und Überblicksliteratur zu den südeuropäischen Diktaturen siehe Seminar A.

Bemerkung

Voraussetzung für den Erwerb von Leistungspunkten: Die Modulprüfung besteht in der Abfassung einer Hausarbeit. Für Masterstudierende ist ein Referat im Seminar verpflichtend. Erwartet wird die regelmäßige, aktive Teilnahme.

Bemerkungen: Referate für das Modul „Fachspezifische Schlüsselqualifikationen FSQ“ im Bachelorstudiengang sind möglich.

Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WS 2022 , Aktuelles Semester: SoSe 2024

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