Kommentar |
Bachelor
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BA_KG 2 A, BA_KG 3 A, BA_KG 4 A, BA_VK 3 A
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Master
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MKG 2 A, MKG 3 A, MKG 4 A, MVK 1 A
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Der thematische Schwerpunkt der Ringvorlesung liegt auf der facettenreichen Kolonialgeschichte, die gerade weitreichendes Interesse erfährt. Die Veranstaltung zielt darauf, den aktuell stark auf die klassische Kolonialzeit gerichteten Blick in zwei Richtungen zu öffnen:
Erstens wird die zeitliche Dimension erweitert. So werden Fragen, Themen und Ansätze aus einer transepochalen Perspektive aufgegriffen, die von der Frühen Neuzeit und der Zeit der Aufklärung bis zur Zeitgeschichte reicht. Denn bereits mit der Etablierung der spanisch-portugiesischen Kolonialreiche in Amerika sowie des international agierenden Sklavenhandels wurden transatlantische Netzwerke und Strukturen geschaffen, die nicht nur den späteren kolonialen Eroberungen den Weg bereiteten, sondern auch koloniale Vorstellungen prägten, die über das Ende der Kolonien hinaus bis in die Gegenwart reichen.
Zweitens wird versucht, der „kolonialen Globalität“ (Sebastian Conrad), also den engen (asymmetrischen) Verflechtungen der Welt über das Koloniale nachzuspüren. So beschränkt sich die Perspektive nicht nur auf und aus Europa, sondern soll u. a. durch Perspektiven auf und aus Südostasien, Afrika sowie Lateinamerika räumlich erweitert werden.
Zudem wird die Ringvorlesung der materiellen Kultur des Kolonialen eine besondere Aufmerksamkeit widmen. Denn an den Herkunftsgeschichten von Objekten, die zunächst in Kunst- und Wunderkammern, später in zahlreichen Museen in Europa präsentiert wurden, konkretisieren sich die Ausmaße, Formen und Sichtbarkeiten kolonialer Herrschaftspraktik und Wissensproduktion. Zugleich reicht das Koloniale mit diesen Objekten bis in die Gegenwart. Denn die Frage, wie Museen und Universitäten mit diesem Erbe umgehen sollen, ob und wie koloniale Objekte ausgestellt werden können bzw. restituiert werden müssen, ist umstritten. In der Ringvorlesung werden daher auch Vertreter/innen von zentralen musealen Einrichtungen zu Wort kommen.
Für die Veranstaltung konnten Referentinnen/Referenten aus dem In- und Ausland gewonnen werden, die mit ihren Arbeiten maßgeblich neue Perspektiven auf eine Kulturgeschichte des Kolonialen geprägt haben. |
Literatur |
Einführende Literatur: Miriam Brusius/Kavita Singh (Hrsg.): Museum Storage and Meaning. Tales from the Crypt, London 2018. Sebastian Conrad: What is Global History? Princeton 2016. Renate Dürr: Grenzen kolonialer Herrschaft, in: Christine Roll/Frank Pohle/Matthias Myrczek (Hrsg): Grenzen und Grenzüberschreitungen. Bilanz und Perspektiven der Frühneuzeitforschung, Köln 2010, S. 453-460. Angelika Epple/Olaf Kaltmeier/Ulrike Lindner (Hrsg.): Entangled Histories. Reflecting on Concepts of Coloniality and Postcoloniality, Special Issue Comparativ 21 (2011). Harald Fischer-Tiné/Maria Framke (Hrsg.): The Routledge Handbook of the History of Colonialism in South Asia, London 2022. Claudia Kraft/Alf Lüdtke/Jürgen Martschukat: Kolonialgeschichten. Regionale Perspektiven auf ein globales Phänomen, Frankfurt am Main 2010. Wayne Modest/Nicholas Thomas: Matters of Belonging. Ethnographic Museums in a Changing Europe, Sidestone 2019. Wayne Modest: We have always been modern. Museums, Collections and Modernity in the Caribean Museum, in: Anthropology 35 (1) 2012, S. 85-96. Mabel Morana/Enrique D. Dussel/ Carlos A. Jáuregui (Hrsg.): Coloniality at Large. Latin America and the Postcolonial Debate, Durham 2008. Iris Schröder: Das Wissen von der ganzen Welt. Globale Geographien und räumliche Ordnungen Afrikas und Europas, 1790-1870, Paderborn 2011. Wolfgang Reinhard: Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415-2015, München 2016. Ann Stoler: Duress. Imperial Durabilities in Our Times, Durham 2016. |