Kommentar |
Bachelor
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BA_VK 2, BA_VK 3 B, BA_VK 4 B
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Master
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MVK 2, MVK 3, MVK 4
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Die Lehrveranstaltung bildet den zweiten Teil des auf zwei Semester angelegten Projektseminars zur Umbenennung des Faches „Volkskunde“. Der äußere Anlass sind Schwierigkeiten, hinter dem antiquierten und missverständlichen Namen „Volkskunde“ eine moderne, zeitgemäße und weltoffene Kulturwissenschaft zu identifizieren. Nach der Umbenennung der ehemaligen „Deutschen Gesellschaft für Volkskunde“ in „Deutsche Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft“ 2021 ist die Universität Jena mittlerweile die einzige im deutschsprachigen Raum, an der das Fach noch den Erstnamen „Volkskunde“ trägt (mit dem Zusatz „Empirische Kulturwissenschaft“!). Für immer mehr Studierende ist dieser Name ein Problem. Höchste Zeit also, die Bezeichnung der Disziplin auf den Prüfstand zu stellen und die Diskussionen über eine zeitgemäße Benennung dieser Menschenwissenschaft zu forcieren!
Das zweisemestrige Projektseminar begleitet inhaltlich den Prozess der Namensuche für den Jenaer Studiengang. Name und Identität: Was intendieren Umbenennungen und was passiert bei Namenswechseln? Im Mittelpunkt der ersten Phase im Sommersemester 2022 standen Aspekte der Namensforschung, Studien zu diversen Umbenennungsprozessen sowie Umbenennungsdiskussionen in der nationalen und internationalen Geschichte des „Vielnamenfachs“ („Volkskunde“, Kulturanthropologie, Empirische Kulturwissenschaft, Europäische Ethnologie u. ä.). Es ging um die Wissens- und Wissenschaftsgeschichte volkskundlicher Kulturwissenschaft im 20. Jahrhundert und Namensdebatten im Zuge der Reform der Disziplin zu einer Wissenschaft moderner Gegenwartskulturen. Diskussionen um disziplinäre Identität der Volkskunde waren immer auch Auseinandersetzungen um einen passenden Namen.
Im zweiten Teil des Projektseminars sollen Diskussionen um die Namensfrage der Jenaer Volkskunde initiiert und öffentliche Foren für Auseinandersetzungen um das Selbstverständnis und die Bezeichnung unseres Faches und des Studienganges in Jena geschaffen werden. In Anwendung qualitativer Methoden der Kulturforschung (Interviews, Umfragen, Fragebögen etc.) geht es um den Prozess der Meinungserhebung und die Moderation von Prozessen der Meinungsbildung unter ehemaligen und jetzigen Studierenden in Jena, Dozierenden und Schwester-Instituten an anderen Universitäten. Das Projektseminar will Diskussionen um passende Namen moderieren und in unterschiedlichen medialen Formaten initiieren – Podiumsdiskussionen, Blogs, Journale. |
Literatur |
Einführende Literatur: Helge Gerndt (Hrsg.): Fach und Begriff „Volkskunde“ in der Diskussion, Darmstadt 1988. Gottfried Korff: Namenswechsel als Paradigmenwechsel? Die Umbenennung des Faches Volkskunde an deutschen Universitäten als Versuch einer „Entnationalisierung“, in: Sigrid Weigel/Birgit Erdle (Hrsg.): Fünfzig Jahre danach. Zur Nachgeschichte des Nationalsozialismus, Zürich 1996, S. 403-434. Regina Bendix/Tatjana Eggeling (Hrsg.): Namen und was sie bedeuten. Zur Namensdebatte im Fach Volkskunde (= Beiträge zur Volkskunde in Niedersachsen, Bd. 19), Göttingen 2004. Friedemann Schmoll: „Volkskunde 70“. 50 Jahre Falkenstein – ein Ordnungsversuch, in: Zeitschrift für Volkskunde 116/2 (2020), S. 217-240. https://doi.org/10.31244/zfvk/2020/02.03 |