Kommentar |
Das Denken des Johannes Duns Scotus (1265-1308) wird in den letzten Jahrzehnten zunehmend als Wendepunkt der Philosophiegeschichte erkannt. Grundlegende Begrifflichkeiten der platonisch-aristotelischen Tradition der Antike werden hier nicht nur hinterfragt, sondern wird ein ganz neues, systematisch geschlossenes Modell philosophischen Denkens angeboten
Die Theorie des Duns Scotus, die ganz unterschiedliche Gebiete der Philosophie umfasst, wird zusammengehalten vom Begriff der Freiheit des Willens, die sich beim Menschen wie bei Gott in spontanen Entscheidungen äußern soll. Um deren Tragweite zu erfassen, hinterfragt und reformuliert Duns Scotus sowohl die Lehre von Wille und Freiheit als auch das traditionelle Verständnis der kausalen Struktur der Wirklichkeit sowie die allgemeine Frage nach dem Sein und seiner Erkennbarkeit. Beeinflusst von Grundgedanken der arabischen Philosophie, namentlich eines Avicenna, entwirft er so eine Art transzendentalen Blick auf die Wirklichkeit, dessen Spuren sowohl bis zu Kant als auch bis zu Peirce reichen und somit die moderne Philosophie tief beeinflussen.
Das Seminar wird interdisziplinär von Religionswissenschaft, Philosophie und Klassischer Philologie durchgeführt, so dass der Raum für grundsätzliche und kontroverse Debatten eröffnet ist. Die Durchführung als Blockseminar in Siegmundsburg lässt Raum für eine intensive Auseinandersetzung. |