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PRÄSENZ: Platon "Phaidon" - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Lektürekurs Langtext
Veranstaltungsnummer 205451 Kurztext
Semester WS 2022 SWS 2
Teilnehmer 1. Platzvergabe 15 Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe 15
Rhythmus keine Übernahme Studienjahr
Credits für IB und SPZ
E-Learning
Hyperlink
Sprache Deutsch
Belegungsfrist Zur Zeit keine Belegung möglich
Abmeldefristen


Termine Gruppe: 0-Gruppe iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson (Zuständigkeit) Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe
Einzeltermine anzeigen Di. 16:15 bis 17:45 w. 18.10.2022 bis
07.02.2023
Zwätzengasse 12 - Z12   findet statt  
Gruppe 0-Gruppe:



Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Kienzler, Wolfgang, Privatdozent, Dr. phil. habil. verantwortlich
Zuordnung zu Einrichtungen
Institut für Philosophie
Inhalt
Kommentar

Platons Phaidon berichtet (als Erinnerungstext Phaidons) von den letzten Lebensstunden des Sokrates: Er ist im Gefängnis, seine Schüler und Freunde besuchen ihn dort, dabei entwickelt sich ein Gespräch über die Unsterblichket der Seele (darüber werden verschiedene Beweise vorgetragen), aber auch über die Natur und das Wesen der Philosophie: "Philosophieren ist sterben lernen". Nach Ende des Gesprächs trinkt Sokrates den Giftbecher und spricht ein letztes Wort.

Der Dialog hat unterschiedliche Deutungen erfahren: Man hat die Unsterblichkeitsbeweise kritisiert und zu verbessern versucht. Man hat aber auch vermutet, dass Sokrates die Beweise gar nicht ganz ernst meinte, und dass er sie nur als trost für seine Freunde vorträgt. Leibniz bewunderte den Phaidon und übersetzte Teile daraus (ins Französische).

Der "Phaidon" ist nach einer wenig bekannten Person benannt, die entfernt von Athen einer zweiten Person die Ereignisse des letzten Lebenstages (und somit auch des Sterbetages) von Sokrates berichtet. (Immerhin soll Phaidon eine der vier "Sokratischen Schulen" gegründet haben, aber von seinen Schriften ist nichts erhalten.)

Gesprächspartner des Sokrates sind Simmias und Kebes, die beide aus Theben stammen, aber offenbar in Athen leben. Beide kommen auch im "Kriton" vor: Simmias hat genügend geld bereitgestellt, um Sokrates zur Flucht aus dem Gefängnis zu verhelfen.

Man kann den Phaidon als hauptsächlich Sokratischen Text lesen, in den Platon einige eigene Details eingestreut hat (John Findlay); aber meist wird er als Platonische Arbeit aufgefasst, die den Tod des Sokrates nur als Rahmen für eigene Gedankengänge verwendet. Von  zentraler Bedeutung ist die Auseinandersetzung mit den Auffassunge des Pythagoras - der als erster die Seelenwanderungslehre , und damit den Gedanken der individuellen Unsterblichkeit in Griechenland eingeführt hat. Nach Pythagoras sollten wir uns ethisch so verhalten, dass wir allen Lebewesen gegenüber, die im Zyklus der Reinkarnation begegnen könnten, uns respektvoll verhalten. Auf diese Weise führt eine doch eher abstrus erscheinende Theorie zu konkreten, geradezu universalistichen ethischen Forderungen.

Lange Zeit war der Phaidon einer der populärsten Dialoge Platons überhaupt. 1753 erschien etwa eine Version des Phaidon von Moses Mendelssohn, die einen verbesserten Beweis enthielt. Dieses Buch wurde ein großer Erfolg, allerdings zeigte Kant in seiner Kritik der reinen Vernunft, dass es aus prinzipiellen Gründen keinen solchen Beweis geben kann. In der zweiten Auflage von 1787 fügte Kant einen neuen Abschnitt ein: "Widerlegung des Mendelssohnschen Beweises der Beharrlichkeit der Seele".

In den letzten Jahrzehnten scheint das Interesse am Text eher abgenommen zu haben, und manche scheinen das Thema der Unsterblichkeit der Seele etwas peinlich zu finden. Wir werden das überprüfen - vor allem werden wir sehen, dass der Text eine Menge außer der Frage nach der Fortexistenz der Seele im Jenseits zu bieten hat. (Prof. Andrea Esser hat vor einigen Jahren den Phaidon ihrer Vorlesung zur Einführung in die Philosophie zugrunde gelegt - wenn auch eher locker.) Die Frage nach dem Tod und unserem Verhältnis dazu, ist jedenfalls keines, das veralten oder aus der Mode kommen kann.

Im Seminar wird der Text abschnittweise gelesen und diskutiert. Die Geschichte der späteren Deutungen werden wir nur auszugsweise behandeln können.

Motto: "Plato amicus, magis amica veritas"

Literatur

 

Für das Seminar wird die Übersetzung von Schleiermacher bei Reclam verwendet. Die gegenwärtig erhältliche Ausgabe, mit einem Nachwort von A. Graeser erschien zuerst 1987. In ihr ist die Textrevision, die der Reclamausgabe 1967 (und auch schon 1877: "Warst du selbst, mein Phädon") zugrunde lag, zum größten Teil wieder rückgängig gemacht. Sie beginnt daher so: "Warst  du selbst, o Phaidon, bei dem Sokrates an jenem Tage, als er das Gift trank in dem Gefängnis, oder hast du es von einem anderen gehört?"

Bei Bedarf wird auch der griechische Text hinzugezogen.

In Meiners Philosophischer Bibliothek ist eine zweisprachige Ausgabe, übs. von Barbara Zehnpfennig (1991, 2. A. 2007) erhältlich. Andere zweisprachige Ausgaben finden sich in den Gesamtausgaben von Hülser (Insel TB) und bei der WBG, sowie in der Sammlung Tusculum (Dirlmeier, zuerst 1949).

Die einzige neuere Übersetzung von Theodor Ebert erschien im Rahmen der großen Akademie-Platonausgabe 2004.

Das Gespräch hat von Platon keine überlieferte Einteilung erfahren. Es gibt die Seiten(und Seitenabschnitts)zählung nach Stephanus, die auf einer Ausgabe von 1578 beruht und die heute meistens zum Nachweis von Stellen verwendet wird, sowie eine Katitel(oder Abschnitts)einteilung, die zuerst Nataniel Forster in einer Ausgabe der ersten Tetralogie (Euthyphron, Apologie, Kriton, Phaidon) 1745 eingeführt hat. Diese 67 Kapitel werden wir für die Seminarzwecke verwenden.

 

Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WS 2022 , Aktuelles Semester: SoSe 2024

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