Literatur |
Primärliteratur:
Bayertz, Kurt / Gerhard, Myriam / Jaeschke, Walter (Hg.): Der Ignorabimus-Streit. Hamburg 2012.
Sekundärliteratur:
Bayertz, Kurt / Gerhard, Myriam / Jaeschke, Walter (Hg.): Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaften im 19. Jahrhundert. Band 1: Der Ignorabimus-Streit. Hamburg 2007.
Beiser, Frederick C.: After Hegel. German Philosophy, 1840-1900. Princeton 2014.
Vidoni, Ferdinando: Ignorabimus! Emil du Bois-Reymond und die Debatte über die Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis im 19. Jahrhundert. Frankfurt am Main 1991. |
Lerninhalte |
Nach dem Materialismus- und dem Darwinismus-Streit ist der Ignorabimus-Streit der dritte große Streit des fortschrittsoptimistischen 19. Jahrhunderts, das gewöhnlich als „Jahrhundert der Naturwissenschaft“ bzw. „naturwissenschaftliches Zeitalter“ (Werner von Siemens) gefeiert wurde. Ausgelöst hatte den Streit der berühmte Physiologie Emil Du Bois-Reymond, der in seiner Rede Über die Grenzen des Naturerkennens (1872) behauptet hatte, dass es im Bereich der erfolgsverwöhnten Naturwissenschaften Probleme geben würde, die diese nicht nur aktuell, sondern auch künftig nicht lösen werde: Ignorabimus! Wir werden es nicht wissen! Als Beispiel solcher Probleme nannte er die Erklärung des Wesens der Materie und die Rückführung der Bewusstseinsvorgänge auf materielle Zustände. Diese und fünf weitere Probleme bezeichnete er in einem Nachtrag als die sieben nicht zu lösenden Welträtsel. Damit stieß er eine heftige und kontroverse fachübergreifende Kontroverse an, die bis in das 20. Jahrhundert hinein nachklang und auf die Ernst Haeckel 1899 mit seiner Schrift „Die Welträthsel“ reagierte. Denn mit dem Ignorabimus wurde der von den Materialisten und Darwinisten oft proklamierte Anspruch der Naturwissenschaft auf die Formulierung der Weltanschauung in Frage gestellt und es wurde notwendig, das Verhältnis von Philosophie und Naturwissenschaft neu zu verhandeln. Im Seminar werden ausgewählte Texte von Du Bois-Reymond, Eduard von Hartmann, Carl von Nägeli, Wilhelm Dilthey, Wilhelm Ostwald, Walter Rathenau, Max Verworn und Ernst Haeckel gelesen. |