Kommentar |
Das Verhältnis der Fotografie zu den etablierten Bildkünsten war seit jeher spannungsreich: im 19. Jahrhundert sagte man ihr die Verantwortung für den Tod der Malerei nach. Nach dem Filmtheoretiker André Bazin dagegen verhalf die Fotografie der Malerei dazu, sich vom „Zwang der Ähnlichkeit” mit der Wirklichkeit zu befreien. Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts wird die Fotografie schließlich wieder zum Mittel der Künste: sie dient nun der Sichtbarmachung künstlerischer Prozesse und dem kritischen Kommentar zu tradierten Erzählungen wie Autorschaft und Künstlermythos. Das Wirklichkeitsversprechen der fotografischen Bilder wird seitdem in der künstlerischen Methode der ästhetischen Aneignung fremder Bildwelten genutzt. Im Seminar werden zentrale Begriffe wie Original, Originalität, Kopie, Aneignung anhand wichtiger Etappen und Ereignisse der Appropriation Art vorgestellt und künstlerische Position diskutiert, die in und mit der Fotografie strategische Aneignung betreiben. Ziel des Seminars ist es, die Fotokunst und Fotokritik des 20. Jahrhundert unter den Gesichtspunkten moderner und postmoderner Theorien tiefgreifender zu verstehen. |
Literatur |
Deecke, Thomas (Hg.): Originale echt falsch. Nachahmung, Kopie, Zitat, Aneignung, Fälschung in der Gegenwartskunst, Ausstellungskatalog, Bremen 1999.
Engler, Martin (Hg.): Malerei in Fotografie: Strategin der Aneignung, Ausstellungskatalog, Heidelberg-Berlin 2012.
Krauss, Rosalind: Die Originalität der Avantgarde und andere Mythen der Moderne, Amsterdam-Dresden 2000.
Mensger, Ariane (Hg): Déjà-vu? Die Kunst der Wiederholung von Dürer bis YouTube, Ausstellungskatalog, Bielefeld-Berlin 2012.
Römer, Stefan: Künstlerische Strategien des Fake: Kritik von Original und Fälschung, Köln 2001.
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