Kommentar |
Der Großteil der heute erhaltenen mittelalterlichen Kunst diente der Verkündung und Ausübung des christlichen Glaubens. Wenig erforscht ist hingegen, wie im Mittelalter beispielsweise Machtanspruch, Identität, sozialer Status oder schlicht ästhetische Bedürfnisse ihren Ausdruck in Objekten und Bildern profanen Gebrauchs und mit profanen Sujets fanden. Tatsächlich geben Artefakte, die Herrschaft, gesellschaftliche Rituale, Spiel- und Tanzkultur, Liebe oder Tod thematisieren und damit grundlegende Erfahrungen der menschlichen Existenz und des sozialen Miteinanders verarbeiten, noch heute facettenreiche Einblicke in die bunte Lebenswirklichkeit mittelalterlicher Menschen. In diesem Kurs erweitern wir unser Verständnis von europäischen mittelalterlichen Gesellschaften durch das Studium ihrer nicht-religiösen Bildzeugnisse in verschiedensten künstlerischen Medien. Dazu zählen Darstellungen nicht-christlicher Bildthemen von Kriegshandlungen bis hin zu amourösen Szenen, sowie Objekte profanen Gebrauchs wie Schmuck, Handschriften oder auch Spiele. Gleichzeitig gehen wir der Frage nach, inwieweit für das Mittelalter überhaupt von einer "Profankultur" gesprochen werden kann, oder ob sich dahinter nicht ein Anachronismus verbirgt. |