Lehren und Lernen findet heute vor einem Horizont statt, der als global gekennzeichnet werden muss. Dieser globale Horizont erfordert eine Revision von Lerninhalten, die nach wie vor aus einem spezifischen Fächerverständnis heraus konzipiert werden und an nationale/regionale Gegebenheiten gebunden sind.
Der Erziehungswissenschaftler Wolfgang Klafki beschäftigte sich bereits in den 1980er Jahren mit der Frage, welche universalen gesellschaftlichen Probleme identifiziert werden können und welche Lerninhalte aus den identifizierten Problemen abgeleitet werden müssen. Damit verband Klafki eine Kritik an Bildungskonzepten, die „nach einem verbindlichen Kreis von Kulturinhalten” (Klafki 2007, S. 56) Lernstoff ableiten. Dem müsse ein problemzentriertes Verständnis von allgemeiner Bildung gegenübergestellt werden:
„Allgemeinbildung bedeutet […], ein geschichtlich vermitteltes Bewußtsein von zentralen Problemen der Gegenwart und – soweit voraussehbar – der Zukunft zu gewinnen, Einsicht in die Mitverantwortlichkeit aller angesichts solcher Probleme und Bereitschaft, an ihrer Bewältigung mitzuwirken” (ebd., S. 56)
Klafki bestimmt insgesamt fünf epochaltypische Schlüsselprobleme:
- Die Friedensfrage
- Die Umweltfrage
- Gesellschaftlich produzierte Ungleichheit
- Gefahren und die Möglichkeiten der neuen technischen Steuerungs- Informations- und Kommunikationsmedien
- Subjektivität des Einzelnen und das Phänomen der Ich-Du-Beziehung
In diesem Seminar werden wir uns intensiv mit den von Klafki bestimmten Schlüsselproblemen auseinandersetzen. Wir werden nach ihrer Aktualität für das 21. Jahrhundert fragen und über mögliche Herrschaftsmechanismen in der Bestimmung von universal geltenden Schlüsselprobleme diskutieren. Darauf aufbauend setzen wir uns mit der Frage auseinander, wie die von Klafki bestimmten Schlüsselprobleme in konkrete Lerninhalte übersetzt werden können. |