Kommentar |
Vorurteile verhindern positiven Intergruppenkontakt und haben für die von ihnen betroffenen Individuen eine Reihe von negativen Auswirkungen. Entsprechend werden Vorurteile in den Sozialwissenschaften als soziales Problem betrachtet und haben als solches in der Sozialpsychologie viel Forschung stimuliert, mit dem Ziel (1) Vorurteile als soziales Phänomen besser zu verstehen, (2) stabile Determinanten zu identifizieren sowie (3) ihre sozialen Folgen besser zu untersuchen und abschätzen zu können.Die Debatten und Kontroversen um Vorurteile allein innerhalb der Sozialpsychologie sind in den letzten gut 70 Jahren nach dem Erscheinen von Gordon Allports Standardwerk ‚The Nature of Prejudice‘ (1954) nicht weniger geworden.
Vorurteile können aus verschiedenen theoretischen Perspektiven erklärt werden: dazu gehören Erklärungsansätze (1) durch Persönlichkeitsvariablen bzw. durch Persönlichkeitsunterschiede (z.B., Adorno et al. 1950; Altemeyer, 1981); (2) durch Gruppenprozesse (z.B., Sherif, 1955; Tajfel, 1971; Tajfel & Turner, 1979; Turner et al., 1987); (3) durch soziale Normen (z.B., Sherif, 1936, 1948; Crandall et al., 2002, 2003); oder (4) durch Ideologien (z.B. Brandt et al., 2014). Hinzu kommt, dass viele dieser Befunde auf Studien beruhen, die Vorurteile auf einer individuellen Einstellungsebene untersucht haben. Aktuelle Forschung der vergangenen Jahre hat entsprechend Effekte der bekannten Determinanten für Vorurteile in Mehrebenenmodellen in Relation (und Interaktion) zu Meso- und Makrokontexteffekten untersucht. Das heißt, welche Rolle spielt beispielsweise das politische Klima in einer Region, wenn wir die Vorhersage von Vorurteilen durch den rechtsgerichteten Autoritarismus (RWA) untersuchen?
In diesem Projektseminar werden wir uns im Wintersemester intensiv mit den verschiedenen Erklärungsansätzen und Theorien für Vorurteile beschäftigen. Die Teilnehmer*innen werden die Aufgabe haben, sich Theorien und Texte zu erarbeiten und sich diese gegenseitig in der Gruppe vorzustellen (Achtung: kein Vortragseminar!). Der Fokus soll darauf liegen, die Teilnehmer*innen zu befähigen, Fragen an die Theorien zu stellen, bzw. In der Vorurteilsforschung unbeantwortete Fragen adressieren zu können. Die Ideen und Fragestellungen der Teilnehmer*innen werden aufgenommen und nach dem Jahreswechsel gemeinsam mit den Teilnehmer*innen in Kleingruppen (max. 3 Gruppen bei 10 Teilnehmer*innen) konkretisiert bzw. geschärft. Als unbenotete Prüfungsleistung für das Wintersemester muss jede Gruppe ein Exposé ihrer geplanten empirischen Studie abgeben.
Im Sommersemester soll die Studie anschließend durchgeführt werden. Dabei ist möglich, dass die Teilnehmer*innen in den Kleingruppen Primärdaten für ihre Fragestellung erheben (z.B. Fragebogenprojekt, Labor). Gleichzeitig wird es auch möglich sein, eine Studie mit Sekundärdaten durchzuführen, d.h. auf bestehende Datensätze wissenschaftlicher Erhebungen (z.B. ALLBUS, Thüringen Monitor, European Social Survey) zurückzugreifen.
Um eine faire Platzvergabe zu ermöglichen ist die Teilnahme an der ersten Seminarsitzung am 17.10.2022 verpflichtend. Sollten Sie am 17.10 nicht teilnehmen können, melden Sie sich bitte vorab per Mail bei pascal.gelfort@uni-jena.de.
Wir freuen uns, wenn Sie Interesse an unserem Projektseminar haben! Wir bitten alle an dem Seminar interessierten Studierenden sich über Friedolin für die Veranstaltung anzumelden. Bitte beachten Sie dabei, dass die automatische Platzvergabe durch Friedolin nicht bindend ist. Wir werden in der ersten Sitzung am 17.10 die Inhalte des Seminars vorstellen und die Vergabe der Seminarplätze besprechen.
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