Etwa 700 Männer wurden zwischen 1937 und 1945 als Homosexuelle in die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora eingewiesen. Viele von ihnen überlebten die KZ-Haft nicht, doch die Erinnerung an dieser Opfergruppe stand Jahrzehnte im Schatten eines politisch instrumentalisierten NS-Gedenkens. Im Rahmen des Seminars soll in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora eine Wanderausstellung zu dem Thema erarbeitet werden. Die Eröffnung ihrer ersten Station ist für Herbst 2022 geplant.
Im Mittelpunkt der Ausstellung werden exemplarische Biographien stehen. Der historische Kontext der Verfolgung von Homosexuellen im Nationalsozialismus wie auch der Kontinuitäten nach 1945 bilden den Rahmen.
Im Seminar werden zunächst die Grundzüge der NS-Verfolgungspolitik gegenüber Homosexuellen und die Kontinuitäten bzw. Brüche zur Weimarer Republik und zum Kaiserreich untersucht. Auch die fortdauernde Verfolgung nach 1945, insbesondere in der Bundesrepublik, wird thematisiert. Der gemeinsamen Erarbeitung einer Ausstellungskonzeption (inkl. Wettbewerb zur Auswahl eines Gestaltungsbüros) und der Gliederung folgt die Arbeit an den Ausstellungskapiteln, die unter den Studierenden aufgeteilt werden.
Erwartet wird neben einer aktiven Mitarbeit im Seminar die Bereitschaft zu Archivrecherchen in den beiden Gedenkstätten.
Einführende Literatur: KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora (Hg.), Homosexuelle in Konzentrationslagern, Berlin/Bonn 2000; KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.), Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus. (= Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland. Heft 5), Bremen 1999; Wolfgang Röll, Homosexuelle Häftlinge im KZ Buchenwald, Weimar-Buchenwald 1991; Alexander Zinn, Abschied von der Opferperspektive. Plädoyer für einen Paradigmenwechsel in der schwulen und lesbischen Geschichtsschreibung, in: ZfG, Jg. 67 (2019), H. 11, S. 934–955. |