Die Geschichte der Revolutionen in Russland reicht weit vor das Jahr 1917 zurück. Seit dem Ende der Napoleonischen Kriege mehrten sich Stimmen im Land, die den Status Quo fundamental in Frage stellten. Generäle des Zaren planten den Umsturz der Monarchie, Intellektuelle an allen Enden eines sich neu entwickelnden politischen Spektrums debattierten die Umwälzung der sozialen und politischen Grundordnung. Terroranschläge setzten die Autokratie unter Druck. Politische Bewegungen und Verschwörergruppen rangen in Denkschriften um die Deutungshoheit über die Zukunft und die Gestalt des russischen Imperiums.
Das Seminar führt ein in die Geschichte revolutionärer Bewegungen und deren geistigen Vorreitern, den Denktraditionen und den Entwicklungslinien revolutionärer Organisation im Russischen Reich – von 1815 bis 1917. Dabei soll sowohl über den Begriff Revolution selbst, ideologische Entwicklungskurven als auch die Verortung Russlands im europäischen Kontext des revolutionären Denkens diskutiert werden. Im Mittelpunkt steht die gemeinsame kritische Analyse von Textquellen in deutscher und englischer Sprache.
Literatur: Franco Venturi: Roots of Revolution. A History of the Populist and Socialist Movements in Nineteenth Century Russia. New York 1966; Norman M. Naimark: Terrorists and Social Democrats. The Russian Revolutionary Movement under Alexander II. Harvard 1983, Anna Greifman: Thou Shalt Kill: Revolutionary Terrorism in Russia, 1894-1917. Princeton 1995; Manfred Hildermeier: Geschichte Russlands. Vom Mittelalter bis zur Oktoberrevolution. München 2013, S. 750-777; 850-1076. |