Kommentar |
Meine Damen, meine Herren, sehr geehrte steinerne Gäste! Wir wollen uns in diesem Seminar bekannt machen mit dem unbekannten Bekannten, dem allgemein männlichen Kommer, Seher und Sieger in seiner unverkennbar wechselnden internationalen Gestalt und ihrer ewigen Treue zum Lustprinzip der Untreue gegen alle außer gegen sich selbst und das eigene Begehren der weiblichen Allheit, ob blond, ob braun – versumpfend mal im tiefen tierischen Morast, dann wieder auf sich schwingend zu allgemeiner Menschlichkeit oder höher noch zu höchstem Streben des Geistes an sich, und dann Absturz. Der jeder alles gibt, wird jedem etwas bringen, der sich einläßt auf das historische Spektrum an Wertvorstellungen und literarischen Formen, die im Laufe der europäischen Literaturgeschichte in die verschiedenen Darstellungen dieser Figur eingegangen sind, die wie wenige andere (aber im Grunde wie alle) gleichermaßen einlädt zum Gestalten des Tragischen und Komischen, Hohen und Niedrigen, Banalen und Großen und Ganzen. Von Mann zu Mann werden wir uns lesen durch die Don Juans von Tirso de Molina, Molière, Lorenzo da Ponte, E.T.A. Hoffmann, Lord Byron, Christian Dietrich Grabbe, Nikolaus Lenau, Paul Heyse, Ödön von Horváth, Max Frisch, Peter Handke und Robert Menasse – komparatistisch und mit interdisziplinär begierigen Blicken auf Kunstgeschichte, Musikgeschichte und Philosophiegeschichte. |