Kommentar |
Serien wie House of Cards oder Borgen erfreuen sich gegenwärtig hoher Beliebtheit, versprechen sie doch einen Blick hinter die Fassade der Macht und in das verborgene Ränkespiel der Politik zu gewähren. Ein wichtiges dramaturgisches Vorbild für solche Serien sind die Staatsdramen des 17. und 18. Jahrhunderts. In Reaktion auf die Entstehung eines modernen Staatswesens performieren diese Dramen jene Krisen, Komplotte und Intrigen, die sich auf und hinter der staatlichen Bühne abspielen. Dabei zeigt sich ein zunehmendes Machtvakuum des modernen Staates. Während in Dramen des 17. Jahrhunderts noch der Fürst im Zentrum des Geschehens steht, werden in der Dramatik des 18. Jahrhunderts die politischen Berater, die Spione und geheimen Verschwörungen zu den eigentlichen Akteuren der Handlung. Im Seminar wollen wir Dramen von Corneille, Gryphius, Gottsched, Lessing und Schiller lesen und überlegen, wie hier moderne Macht und Staatlichkeit inszeniert wird. Dabei wird es auch um die Analyse dramatischer Mittel wie offene und verdeckte Handlung, Botenbericht und Mauerschau gehen. Das Seminar versteht sich somit nicht zuletzt als eine Auffrischung in Sachen Dramenanalyse. Gegen Ende des Seminars überlegen wir, ob und inwiefern die Dramatik des 17. und 18. Jahrhunderts ein Vorbild für moderne Serien wie House of Cards darstellt. |