Kommentar |
Mit der Coronapandemie, der Klimakrise und der Diskussion um Identitätspolitik stehen aktuell verschiedene gesellschaftspolitische Herausforderungen im Fokus, in denen die Forderung nach Gerechtigkeit virulent wird. Neben klassischen Fragen um Verteilungsgerechtigkeit geht es dabei vermehrt auch um Themen wie Partizipation, Teilhabe und Anerkennung sowie um Konzepte wie Generationen- oder globale Gerechtigkeit.
Zwei Denkerinnen der amerikanischen politischen Theorie, Martha Nussbaum (*1947) und Iris Marion Young (1949-2006), haben sich in ihren Werken zentral mit struktureller Ungerechtigkeit, Formen gerechter Teilhabe und Ansätzen solidarischer Verantwortung auseinandergesetzt. Die Lehrveranstaltung bietet eine intensive Lektüre beider Denkerinnen mit dem Ziel, deren Entwürfe auf die Tragfähigkeit für die oben benannten Herausforderungen zu prüfen. Wie muss eine Theorie der Gerechtigkeit konzipiert sein, um Impulse für aktuelle Debatten liefern zu können? Wie sind dabei Verteilungsfragen und der Kampf um Anerkennung und Partizipation ins Verhältnis zu setzen? Wo sind Leerstellen, die theoretischer Bearbeitung bedürfen? Diese – und weitere – Fragen wollen wir im Seminar gemeinsam diskutieren und bearbeiten. |
Literatur |
Martha Nussbaum, Grenzen der Gerechtigkeit. Behinderung, Nationalität und Spezieszugehörigkeit, Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag 2014; Dies., Politische Emotionen. Warum Liebe für Gerechtigkeit wichtig ist, Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag 2016; Dies., Königreich der Angst. Gedanken zur aktuellen politischen Krise, Darmstadt: wbg 2019; Iris Marion Young, Justice and the Politics of Difference, Princeton NJ: Princeton University Press 1990; Dies., Responsibility for Justice, Oxford: Oxford University Press 2011; Dies., Werfen wie ein Mädchen. Ein Essay über weibliches Körpberbewusstsein [1980], Stuttgart: Reclam 2020. |