Kommentar |
Denkmäler, Ehrenmale, Gedenktafeln, Straßennamen – sie prägen die öffentliche Präsentation von (Zeit)Geschichte im Stadtbild. Semantisch und ikonografisch können sie sehr unterschiedliche Botschaften vermitteln: Sie können Opfer würdigen, sie können der Legitimation politischer Herrschaft oder politischen Ziele dienen, sie können anklagen oder mahnen. In jedem Fall präsentieren sie kollektive oder partikulare Geschichtsbilder und prägen damit die Geschichtskultur.
Am Beispiel der Stadt Jena soll in dem Seminar der Frage nachgegangen werden, wie sich die lokale Geschichtskultur im Zeichen mehrerer politischer Systemwechsel in den vergangenen 100 Jahren entwickelt hat. Im Mittelpunkt stehen fünf Phasen: die Erinnerung an den 1. Weltkrieg bis 1933, die Zeit des Nationalsozialismus bis 1945, die SBZ bzw. DDR bis 1989 und die Zeit nach der deutschen Vereinigung 1990. Wie wurde die Zeitgeschichte in diesen Phasen öffentlich erinnert? Inwieweit dienten die Denkmäler der Legitimation staatlicher Macht? Welche Rolle spielte Denkmalstürze und Umdeutungen?
Begleitend zum Hauptseminar wird die Teilnahme an der Übung „Kulturgeschichte des Denkmals“ von Dr. Daniel Schuch empfohlen.
Literatur: Jürgen John/Justus H. Ulbricht (Hrsg.): Jena – ein nationaler Erinnerungsort?, Köln/Weimar/Wien 2006; Axel Doßmann: Versteinertes Gedenken. Zur Geschichte und Gegenwart von Denkmälern für die Opfer des Nationalsozialismus in Jena, in: Mark Bartuschka (Hrsg.), Nationalsozialistische Lager und ihre Nachgeschichte in der StadtRegion Jena, Jena 2015, S. 325 – 369; Peter Reichel: Politik mit der Erinnerung. Gedächtnisorte im Streit um die nationalsozialistische Vergangenheit, Frankfurt/Main 1999; Winfried Speitkamp (Hrsg.): Denkmalsturz. Zur Konfliktgeschichte politischer Symbolik, Göttingen 1997. |