Der Mensch ist ein zeitliches Wesen. Zentrale Perspektiven der Religionen und der Psychologie beziehen sich auf diesen Sachverhalt. Anders als im mathematisch-naturwissenschaftlichen Zeitverständnis, demzufolge sich ein Zeitpunkt t1 der Vergangenheit qualitativ nicht vom Zeitpunkt t2 in der Zukunft unterscheidet, wird der Unterschied im Rahmen der Lebenszeit extrem: Die Vergangenheit ist gewiss, die Zukunft ist ungewiss. Die Lebensfragen lauten deshalb: Wie geht ein Mensch mit der Ungewissheit seiner Zukunft um? Wie geht er damit um, dass mit dem Altern (oder durch Krankheiten, durch äußere Umstände etc.) seine Möglichkeiten weniger werden? Was heißt hier: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“? Wie stellt sich die temporale Kompetenz und die auf sie bezogenen Störungen psychologisch dar? Was ist dabei die Funktion der Erinnerung? Was ist die Funktion eines Zukunftsvertrauens?
Diese Fragen haben immer auch eine medizinethische Komponente: Sind wir in einer von Machbarkeit und Kontrollierbarkeit geprägten Moderne berechtigt, zeitliche Ungewissheiten zu externalisieren? („Befiehl du deine Wege …“) Sollte es das Ziel der Medizin sein, mittels prädiktiver Diagnostik künftiges Krankheitsrisiko zu eliminieren?
Diesen und ähnlichen Fragen gehen wir in einer interdisziplinären Perspektive nach. |