Kommentar |
Bachelor
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BA_KG 2 A, BA_KG 4 A, BA_VK 4 A
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Master
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MKG 3 A, MKG 4 A, MVK 1 A, MWKG, MWVK
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Likes, Bonuspunkte, Autogrammkarten, Briefmarken, Schuhe oder gar Kunstwerke – wer sammelt nicht? Das Phänomen oder auch die Kulturtechnik des Sammelns hat zugleich eine facettenreiche Geschichte: von den Kunst- und Wunderkammern einzelner Fürsten in der Frühen Neuzeit über naturkundliche und zoologische Sammlungen im 19. Jahrhundert bis hin zur „Sammelwut“ einiger Anthropologen in den deutschen Kolonien am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Das Seminar versucht, den historischen Dimensionen des Sammelns und der Sammlungen nachzuspüren. Der zeitliche Schwerpunkt liegt dabei auf dem 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert. In dieser Zeit etablierten sich zahlreiche wissenschaftliche Disziplinen, u.a. die Botanik, Geographie, Archäologie und Ethnologie. Zugleich entstanden vielfältige neue Sammlungen – und erlangten zentrale Bedeutung für die Wissenschaften.
In welcher Weise haben die Sammlungen die Wissenschaften und wissenschaftliches Wissen verändert? Welche neuen Praktiken riefen sie in den Wissenschaften hervor und welche neuen Evidenzen, Konzepte, aber auch Problematiken entstanden dadurch? Wie wurde damit die Beziehung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit geprägt?Und in welcher Weise haben Sammlungen das kulturelle Gedächtnis geprägt? Diesen und weiteren Fragen geht das Seminar in einzelnen Fallstudien aus dem 19. und 20. Jahrhundert nach. Zudem werden die aktuell politisch und wissenschaftlich intensiv diskutieren Fragen nach dem heutigen Umgang mit diesen z.T. „sensiblen Sammlungen“ aufgegriffen.
Neben der gegenwärtigen Literatur werden insbesondere Quellenmaterialien die Grundlage für die Diskussionen bilden. Um die konkrete Geschichte einzelner Sammlungen besser zu verstehen und um den Umgang mit historischen Objekten und weiteren archivarischen Quellen konkret einzuüben, werden wir im Rahmen des Seminars mehrere wissenschaftliche Sammlungen der Universität Jena (wie zum Beispiel die botanischen Lehrsammlungen unddie Orientfotografie der Alphons-Stübel-Sammlung) besuchen. Dabei werden auch die methodologischen Herausforderungen einer solchen Geschichtsschreibung thematisiert. Zudem ist eine Exkursion in ein thüringisches Museum oder Sammlungsarchiv (wie z.B. die Sammlung Perthes in Gotha) geplant. |
Literatur |
Einführende Literatur: Denise Wilde: Dinge sammeln. Annäherungen an eine Kulturtechnik, Bielefeld 2015. Julia Voss: Die Entdeckung der Unordnung. Charles Darwin und naturkundliches Sammeln im 19. Jahrhundert, in: Thomas Bäumler u.a. (Hrsg.): Nicht Fisch – nicht Fleisch. Ordnungssysteme und ihre Störfälle, Zürich 2011, S. 69-86.Norbert Nebes: Das Orientalische Münzkabinett und die Alphons-Stübel-Sammlung früher Orientphotographien. Orientalische Sammlungen an der Universität Jena, Wiesbaden 2019.Anke te Heesen/E. C. Spary (Hrsg.): Sammeln als Wissen. Das Sammeln und seine wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung, Göttingen 2001.Krzystof Pomian: Der Ursprung des Museums. Vom Sammeln, 4. Aufl., Berlin 2013.Holger Stoecker u.a. (Hrsg.): Sammeln, Erforschen, Zurückgeben? Menschliche Gebeine aus der Kolonialzeit in akademischen und musealen Sammlungen, Berlin 2013.Margit Berner/Anette Hoffmann/Britta Lange: Sensible Sammlungen. Aus dem anthropologischen Depot, Hamburg 2011. |
Bemerkung |
Voraussetzung für den Erwerb von Leistungspunkten: Die Form der Modulprüfung wird zu Beginn des Semesters bekanntgeben. Die in der Modulbeschreibung festgelegten Formen können sich pandemiebedingt ändern. Erwartet wird die regelmäßige, aktive Teilnahme.
Bemerkungen: Referate für das Modul „Fachspezifische Schlüsselqualifikationen FSQ“ im Bachelorstudiengang sind möglich. |