Kommentar |
„Überall, wo wir uns in unserem Alltag innerhalb dieser Nation hinwenden, werden wir mit der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich konfrontiert. Sei es der Obdachlose, an dem wir vorbeigehen, während wir in den Städten unseren täglichen Pflichten nachkommen, oder das klimpernde Geräusch einiger weniger Münzen in den Schalen von bettelnden Personen, oder der mittelständische Familienangehörige und Freund, der aufgrund von Kürzungen und Einsparungen von Arbeitslosigkeit bedroht ist, oder von Werksschließungen oder ansteigenden Kosten für Lebensmittel und Wohnen. Wir alle nehmen die Bedeutung von Klasse wahr. Dennoch gibt es keine organisierten Klassenkämpfe, keine tägliche schonungslose Kritik an der kapitalistischen Gier, die zum Denken und Handeln anregt – zu Kritik, Reform und Revolution.“ (Hooks 2020, S. 11).
Warum ist das so? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Lehrveranstaltung. Ziel des Seminars ist es, wichtige Arbeiten zur neuen Klassendiskussion exemplarisch zu diskutieren und kritisch zu inspizieren. Dabei soll auch geprüft werden, ob und in welcher Weise das Verhältnis von Eigentum und Klassenbildung reflektiert und konzipiert wird. Die Lehrveranstaltung gliedert sich in drei Blöcke. Nach einer knappen Einführung folgt eine Auffrischung von Grundlagen soziologischer Klassentheorie (Marx, Weber, Wright, Bourdieu). Daran schließt eine Auseinandersetzung mit aktuellen Klassenanalysen (Goodhart, Reckwitz, Eribon, Vester u. a.). Dabei soll auch die Klassismus-Debatte (Bell Hooks, Francis Seeck u.a.) einbezogen werden. Im Rahmen des Forschungskolloquiums AIuW werden in diesem Zusammenhang einige Originalvorträge u.a. anderem von Francis Seeck (Klassismus) und Brigitte Aulenbacher (Intersektionalität) zu hören sein. Die Lehrveranstaltung wendet sich an Studierende im fortgeschrittenen Stadium, die bereits über Vorwissen zu soziologischen Klassenkonzepten verfügen. Sollte sich herausstellen, dass ein solches Vorwissen nicht vorausgesetzt werden kann, wird das Seminarkonzept entsprechend angepasst. Ein Leistungsnachweis erfolgt durch aktive Seminarbeteiligung (Vortrag/Input) und eine mündliche Prüfung oder eine Hausarbeit. Teilnahmescheine erfordern eine aktive Mitarbeit. Das Seminar findet nach Möglichkeit als Präsenzveranstaltung statt. Gegebenenfalls kann es als Blockveranstaltung in Siegmundsburg/Thüringer Wald durchgeführt werden. |
Literatur |
Einführende Literatur:
- Barankow, Maria/Baron, Christian (2021): Klasse und Kampf. Berlin.
- Candeias, Mario (Hrsg.) (2021): Klassentheorie. Vom Making und Remaking. Hamburg.
- Dörre, Klaus (2021): Ausschluss, Prekarität, (Unter)Klasse – theoretische Konzepte und Perspektiven. In: Anhorn, Roland/ Stehr, Johannes (Hrsg.): Handbuch Soziale Ausschließung und Soziale Arbeit. Wiesbaden: Springer, S. 255-289.
- Hooks, Bell (2000[2020]): Die Bedeutung von Klasse. Münster: Unrast.
- Goodhart, David (2017): The Road to Somewhere. The Populist Revolt and the Future of Politics. London.
- Reckwitz, Andreas (2017): Die Gesellschaft der Singularitäten. Berlin.
- Wright, Erik O. (2015): Understanding Class. London.
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