Kommentar |
Jean de La Fontaine (1621-1695) gehört neben Molière, Racine, Boileau und La Bruyère zu den großen Klassikern des sogenannten «Siècle classique». Dennoch ist er – sowohl als historische Person als auch als Autor – nach wie vor unterschätzt und verkannt. Wie sein wohl bester deutscher Kenner Jürgen Grimm schreibt, «bleibt La Fontaine in allen seinen Lebensphasen undurchdringlich und widersprüchlich». Obwohl aus dem Bürgertum stammend, verkehrte La Fontaine zeit seines Lebens im Milieu des libertinen Hochadels, der sowohl den monarchischen Absolutismus als auch den religiösen Dogmatismus ablehnte (La Fontaine war u.a. der Hofdichter des Ministers Foucquet, des Erbauers des berühmten Schlosses von Vaux-le-Vicomte). Dies spiegelt sich in La Fontaines Werk wieder, nicht zuletzt in seinen Fables, die mit ihrer hintergründigen Vielschichtigkeit den Leser heute noch herausfordern: denn hinter der gutmütigen Oberfläche des Apologs versteckt sich scharfe Gesellschaftskritik, die auch nicht vor den höchsten politischen Instanzen Halt macht. Neben den Fables hat La Fontaine Erzählungen und Novellen sowie mythologische Gedichte bzw. Epen verfasst, darunter Adonis und Les Amours de Psyché et de Cupidon. Wichtig sind die Briefe, wie z.B. jene, die er während einer Reise in das Limousin an seine Frau gerichtet hat (Relation d’un voyage de Paris en Limousin).
Gegenstand des Seminars sind die Fables, die heute noch zum Kanon der französischen Literatur gehören. |
Literatur |
Zur Anschaffung und zur vorbereitenden Lektüre empfohlen:
- La Fontaine, Jean de: Fables. Préface de Jean-Charles Darmon. Dossier et notes par Jean-Charles Darmon et Sabine Gruffat. Nouvelle édition, Paris : Librairie générale française (Le Livre de Poche), 2002, ISBN 978-2-253-01004-3.
- La Fontaine, Jean de: Fables. Fabeln. Französisch / Deutsch. Ausgewählt, übersetzt und kommentiert von Jürgen Grimm, Stuttgart : Reclam, 1987, 2009, ISBN : 978-3-15-018603-9.
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