Kommentar |
Buchenwald war als 1958 gegründete „Nationale Mahn- und Gedenkstätte“ ein zentraler Ort der Selbstpräsentation der sich als antifaschistisch verstehenden und darstellenden DDR. 1952 bereits weihte Bundespräsident Theodor Heuß auf der anderen Seite des „eisernen Vorhangs“ mit der Gedenkstätte Bergen-Belsen den neben Dachau wichtigsten Gedenkort für NS-Opfer in der alten Bundesrepublik ein. Im Seminar soll nach der Rolle der beiden Gedenkstätten in der Geschichtspolitik der beiden deutschen Staaten gefragt werden: Wie wurde die Geschichte der beiden Konzentrationslager in Ost und West präsentiert? Welche Bedeutung hatten die Verbrechen des Holocaust? Wie wirkte sich die deutsch-deutsche Systemkonkurrenz im Kalten Krieg auf die Gestaltung der Orte und die dort präsentierten Inhalte aus? Welche Rolle spielten die Überlebenden und ihre Verbände bei dem Gedenken und der öffentlichen Interpretation der Geschichte?
Im Rahmen des Seminars sollen Exkursionen in beide Gedenkstätten stattfinden. Die Teilnehmer*innenzahl ist auf 20 Studierende begrenzt.
Literatur: Stiftung niedersächsische Gedenkstätten (Hrsg.): Bergen-Belsen. Geschichte der Gedenkstätte, Celle 2012; Janine Doerry, Thomas Kubetzky, Katja Seybold (Hrsg.): Das soziale Gedächtnis und die Gemeinschaften der Überlebenden. Bergen-Belsen in vergleichender Perspektive, Göttingen 2014; Martina Staats, Erste Schritte zur Gestaltung der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Der Ort und die Akteure 1945/46, in: Habbo Knoch, Thomas Rahe (Hrsg.): Bergen-Belsen. Neue Forschungen, Göttingen 2014, S. 338–368; Philipp Neumann-Thein: Parteidisziplin und Eigenwilligkeit. Das Internationale Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos, Göttingen 2014; Volkhard Knigge: Vom Reden und Schweigen der Steine. Zu Denkmalen auf dem Gelände ehemaliger nationalsozialistischer Konzentrations- und Vernichtungslager, in: Ders., Geschichte als Verunsicherung. Konzeptionen für ein historisches Begreifen des 20. Jahrhunderts, herausgegeben von Axel Doßmann im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Göttingen 2020, S. 137–164. |