Kommentar |
Denkt man an das Osmanische Reich im 19. Jahrhundert, so herrscht immer noch häufig das Bild vom „kranken Mann am Bosporus“ vor, d.h. die Vorstellung, es habe sich um ein dahinsiechendes Imperium gehandelt, das aufgrund von Reformunfähigkeit und zunehmender politischer Desintegration zur Verfügungsmasse internationaler Diplomatie geworden sei. Das Seminar möchte eine andere Perspektive einnehmen, indem es den Blick auf die in den 1830er Jahren einsetzenden Modernisierungstendenzen lenkt, die zum einen zu einer Neuorganisation und Verdichtung staatlicher Strukturen und zum anderen zu einer zunehmenden Integration in globale Märkte führte. Im Mittelpunkt werden dabei imperiale Integrationspolitiken, die Entstehung und Wirkmächtigkeit verschiedener politischer Ideologien wie Panislamismus, aber auch unterschiedlicher Nationalismen (einschließlich dem türkischen Nationalismus selbst), Migrationsbewegungen in das Osmanische Reich und aus dem Osmanischen Reich sowie die Dynamik kultureller und ökonomischer Verflechtungen mit der sich globalisierenden Welt des 19. Jahrhunderts stehen.
Alle Texte werden in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung gestellt.
Einführende Literatur: Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300-1922, München 2008 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, 30); Resat Kasaba (Hg.): The Cambridge History of Turkey, Bd. 4: Turkey in the Modern World. Cambridge 2008; Cyrus Schayegh: The Middle East and the Making of the Modern World. Cambridge, MA 2018. |