Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts erscheint oft als bipolare Welt, geteilt in die Einflussbereiche westlicher Demokratien und staatssozialistischer Diktaturen. Die Geschichte Jugoslawiens vermittelt ein ambivalenteres Bild. In den fast fünf Jahrzehnten seiner Existenz passte die sozialistische Volksrepublik ihre Partnerschaften und ihre Rolle im globalen Mächtekonzert stetig an. Sie behauptete ihren Platz, zwischen „Drohungen und Umarmungsversuchen“ der Supermächte, als Anführerin der Blockfreienbewegung. Sie war Teil des und zugleich Gegenpol zum globalen Systemkonflikt.
Das Seminar beleuchtet auf der Grundlage englisch- und deutschsprachiger Quellen die unterschiedlichen Phasen jugoslawischer Außenpolitik, von ihrer Staatsgründung mitten im Zweiten Weltkrieg bis zum Ende des Kalten und den Beginn eines Bürgerkrieges in den 1990er Jahren. Dabei soll Jugoslawiens Rolle als Akteur im Austausch mit seinen europäischen Nachbarn, der sozialistischen Internationale und sein Beitrag zur globalen Verständigung im Kontext der Blockfreienbewegung diskutiert werden.
Literatur: Holm Sundhaussen: Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten. Eine ungewöhnliche Geschichte des Gewöhnlichen. Wien/ Köln/ Weimar 2014; Marie-Jeanine Calic: Südosteuropa: Weltgeschichte einer Region. München 2016. Lorraine Lees: Keeping Tito Afloat. The United States, Yugoslavia, and the Cold War. University Park 1997. |