Kommentar |
Absolventen französischer, italienischer und später auch deutscher Universitäten haben seit dem 12. Jahrhundert die Herausbildung einer „Wissensgesellschaft“ vorangetrieben, die nicht erst seit dem Epochenumbruch zur Neuzeit prägend für die deutsche und europäische Geschichte geworden ist. Die prosopographische Erforschung dieser nach zehntausenden Personen zählenden akademischen Elite hat in den letzten Jahrzehnten reiche Einsichten in die Handlungsstrategien und Mentalitäten der Gelehrten sowie in ihre gesellschaftliche Wirksamkeit erbracht. Auch die Erschließung der (z.T.) seriellen Quellen, die über ihr Studium und spätere Tätigkeit informieren, ist weit vorangeschritten. In der Übung werden wichtige Quellenkorpora sowie prosopographische Datenbanken zur Gelehrtengeschichte vorgestellt und die Möglichkeiten ihrer Auswertung am Beispiel erprobt. Im Zentrum stehen hierbei Matrikeleditionen, die vatikanischen Quellen (erschlossen im Repertorium Germanicum) sowie eine umfangreiche Online-Datenbank spätmittelalterlicher Gelehrter (Repertorium Academicum Germanicum). Ein Fokus wird hierbei auf neue digitale Methoden der Quellenrecherche und -interpretation gelegt (Information Retrieval, Netzwerkanalyse, Visualisierungen), die einen effizienteren Zugriff und neuartige Perspektiven auf das Material versprechen. |
Literatur |
Walter Deeters, Über das Repertorium Germanicum als Geschichtsquelle. Versuch einer methodischen Anleitung, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 105 (1969), S. 27-43; Christian Hesse, Das Repertorium Academicum Germanicum (RAG). Perspektiven zur Erforschung der Gelehrten, ihrer Netzwerke und ihres Wirkens im Alten Reich (1250-1550), in: Christine Reinle (Hg.), Stand und Perspektiven der Sozial- und Verfassungsgeschichte. Der Forschungseinfluss Peter Moraws auf die deutsche Mediävistik (Studien und Texte zur Geistes- und Sozialgeschichte, 10), Affalterbach 2016, S. 53-64; Jörg Hörnschemeyer, Repertorium Germanicum Online, in: M. Matheus (Hg.), Friedensnobelpreis und historische Grundlagenforschung. Ludwig Quidde und die Erschließung der kurialen Registerüberlieferung (Bibliothek des DHI in Rom, 124), Berlin 2012, S. 605-615; Brigide Schwarz, Römische Kurie und Pfründenmarkt im Spätmittelalter, in: ZHF 20 (1993), S. 129-152; Rainer Christoph Schwinges, Karrieremuster: Zur sozialen Rolle der Gelehrten im Reich des 14. bis 16. Jahrhunderts. Eine Einführung, in: ders. (Hg.), Gelehrte im Reich. Zur Sozial- und Wirkungsgeschichte akademischer Eliten des 14. bis 16. Jahrhunderts, (ZHF, Beiheft 18), Berlin 1996, S. 11-22. |