Digitalisierte Gesundheitskommunikation –
Angehörige von Erkrankten in Social Media
Im digitalen Zeitalter spielen ‚Social Media‘ eine zunehmend bedeutende Rolle in kommunikativen Prozessen. Informationen können auf unterschiedlichste Art und Weise vermittelt werden, diverse Akteurinnen und Akteure interagieren ein- und zweiseitig miteinander. Die traditionellen kommunikationswissenschaftlichen Ansätze müssen somit hinterfragt und modifiziert werden, um neue Aushandlungsprozesse verstehen und erklären zu können. Die Kommunikation über oder innerhalb von ‚Social Media‘ kann öffentlich stattfinden, aber auch nur für Teilöffentlichkeiten zugänglich sein. Eine bedeutende Neuerung ist hier die (journalistisch) ungefilterte Kommunikation durch Expertinnen und Experten, aber auch durch Laien. Sie kann nun mit einer breiten Öffentlichkeit stattfinden.
Dieses Seminar wird sich mit der Rolle von ‚Social Media‘ im Gesundheitskontext befassen; konkret mit der Vermittlung (bzw. dem „Austausch“ oder der Verständigung) von bzw. über Informationen zu psychischen/kognitiven Erkrankungen (Demenzerkrankte). Dabei geht es auch um die Rollenbilder der agierenden und/oder erwähnten Personen und Institutionen.
In medizinischen und/oder gesundheitlichen Ausnahmesituationen sind die Angehörigen besonders gefordert: Sind Patientinnen und Patienten nicht mehr in der Lage, eigenständig Entscheidungen zu treffen oder zu kommunizieren, sind es häufig die nächsten Angehörigen, die stellvertretend für die Erkrankten über Maßnahmen entscheiden (müssen). Häufig ist dies bei psychischen/kognitiven Erkrankungen oder Schwächen der Fall (z.B. Demenzerkrankungen), aber auch bei Komapatientinnen und -patienten und im Kontext der Organspende stehen Angehörige regelmäßig vor dieser Herausforderung.
Neben einer kurzen medizinischen Einführung in das Krankheitsbild und eine Einführung in ‚Social Media‘ werden Ansätze aus der Kommunikationswissenschaft behandelt, die als theoretische Grundlage für den empirischen Teil des Seminars im Wintersemester 2021/22 dienen. Fokussiert wird der Framing-Ansatz, konkret das ‚Responsibility Framing‘ im Kontext der Social Media-Kommunikation über Demenzen. Es wird allgemein um die Frage gehen, welche Akteurinnen und Akteure in den ‚Social Media‘ sichtbar sind und welche Rollen vor allem den Angehörigen von Erkrankten zugeschrieben werden. Zusätzlich ist es interessant, die Kommunikatorinnen und Kommunikatoren genauer zu betrachten und zu analysieren, welche Expertinnen und Experten, aber auch Laien, zu Wort kommen.
Ziel des Seminars ist die eigenständige Konzeption und Durchführung einer empirischen Studie (Quantitative Inhaltsanalyse). |