Kommentar |
Die Redewendung, diese oder jene Position oder Perspektive sei "emanzipatorisch" (oder eben nicht), gehört sicherlich zu einer der Standardaussagen in Soziologieseminaren. Implizit wird dabei auf allen Seiten oft vorausgesetzt, dass in etwa schon irgendwie bekannt ist, was das Adjektiv "emanzipatorisch" bzw. das Substantiv "Emanzipation" im Allgemeinen und Konkreten bedeutet. Bei näherer Betrachtung stellt sich dann allerdings oft heraus, dass mit diesem Label durchaus sehr Unterschiedliches gefasst wird. Das ist nicht an sich problematisch - Bedeutungen von Begriffen sind ja nie ein für allemal fixiert - aber doch Grund genug, eine genauere Erkundung des Begriffs Emanzipation selbst zum Gegenstand eines ganzen Semesters zu machen.
Im Seminar soll die Geschichte und Gegenwart von Emanzipation als theoretisches und politisches Konzept im Mittelpunkt stehen. Da diese Geschichte bekanntlich überaus reichhaltig ist, werden wir sie nicht erschöpfend bearbeiten können, sondern entlang einiger ausgewählter Schlaglichter nachvollziehen: Emanzipation und Mündigkeit, Emanzipation und Kolonialismus, Emanzipation und Revolution, Emanzipation und Geschlechterverhältnisse, Emanzipation und (Post-)Demokratie sowie Emanzipation im Kontext der ökologischen Krise. Dabei werden wir vor allem theoretisch-wissenschaftliche Texte lesen, aber punktuell auch kulturelle Produktionen (Romane, Erzählungen, Film) einbeziehen.
Das Seminar erfordert - abgesehen von der Bereitschaft zur gründlichen Lektüre, einer gewissen Experimentierfreude und Lust am Diskutieren - keine besonderen Teilnahmevoraussetzungen. Es ist prinzipiell als Präsenzveranstaltung geplant, wobei auch einzelne Online-Sitzungen stattfinden werden. Je nach Pandemiesituation wird das Seminar ggf. komplett auf Online-Format umgestellt. |