Kommentar |
Neutestamentliche Theologien sind auf weite Strecken in Rede und Gegenrede entstanden. Der Dissens zu wesentlichen Fragen des Jesusglaubens ist ein Phänomen des Anfangs, nicht erst einer späteren Zeit, in der das Widerspiel von „Rechtgläubigkeit“ und „Häresie“ schließlich zur Ausbildung des christlichen Dogmas führte. Ist Auferstehung leiblich oder geistig? Ist sie gegenwärtig oder zukünftig? Darf man Dämonen verfluchen oder sollte man das lieber bleiben lassen? Erfordert der Jesusglaube offensive Reinheit oder defensive Heiligkeitsethik (K. Berger)? Soll man sich zum Jerusalemer Tempel halten, weil dort mit dem baldigen Erscheinen des Menschensohnes zu rechnen ist, oder sind mit Händen erbaute Tempel gar keine Orte besonderer Gottesgegenwart? Auf diese und andere Fragen stoßen wir, wenn wir das Neue Testament als Niederschlag der bewegten Gründerjahre einer Weltreligion lesen, in denen lebhaft über Wahrheit gestritten wurde. |