Dass Musik als Medium des Bösen zur Indoktrination, Erniedrigung, Folter etc. missbraucht werden kann, hat das 20. Jahrhundert hinlänglich gezeigt. Inzwischen gibt es eine Reihe von Untersuchungen zu diesem Thema. Das geplante Seminar setzt einen anderen Fokus: Es geht darum zu erkunden, mit welchen musikalischen Mitteln das Böse durch die Jahrhunderte hinweg in Ost- und Westeuropa dargestellt wurde.
Zunächst werden philosophische und theologische Begriffsbestimmungen des Bösen von bspw. Platon, Thomas von Aquin, Immanuel Kant, Arthur Schopenhauer, Wladimir Solowjow, Friedrich Nietzsche, Nikolai Berdjajew, Pawel Florenski, Hannah Arendt, Paul Ricör u. a. thematisiert, und es wird danach gefragt, inwieweit ihre Ideen Komponistinnen und Komponisten beeinflussten.
Anschließend werden Beispiele für die Darstellung des Bösen musikanalytisch betrachtet, darunter Werke von z. B. Johann Sebastian Bach, Luigi Boccherini, Franz Liszt, Hector Berlioz, Camille Saint-Saëns, Modest Mussorgski, Ferruccio Busoni, Alexander Skrjabin, Igor Strawinsky, Alfred Schnittke, György Ligeti, Luigi Nono, Galina Ustwolskaja, Sofia Gubaidulina u. a. Die Auswahl der Stücke wird mit den Studierenden abgestimmt. Es wird untersucht, welche spezifischen musikalischen Mittel zur Darstellung des Bösen in Ost- und Westeuropa gewählt wurden und wie sehr sie vom Kulturkreis abhängig waren.
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