Einführungssitzung: Montag 02.11.2020, 14–16 Uhr
Exkursionstermine etc. werden in der ersten Sitzung vereinbart, das Seminar ist mit 4 SWS konzipiert.
Das Spätmittelalter wird von der jüngeren Forschung gern als fromme Zeit verstanden. Die Sorge um das eigene Seelenheil bestimmte das Handeln der Menschen aller Gesellschaftsschichten. Dazu gehörten neben dem regelmäßigen Kirchgang etwa Heiligenverehrung, Stiftungen, Talismane, Wallfahrten und Prozessionen. Träger waren außer der eigenen Pfarrkirche auch Bruderschaften und Klosterkirchen.
Die historische Forschung stößt hier auf eine große Quellenvielfalt: Stiftungsurkunden, Testamente, Kirchenrechnungen, Bruderschaftsrechnungen u.a. haben eine große Aussagekraft zur Sakraltopographie eines Ortes und zum gelebten Glauben aller Bevölkerungsschichten, vom Fürsten bis zum Kleinbauern. Neben Schriftquellen berichten auch Inschriften, Objekte der Kirchenausstattung und verschiedene Bildquellen von diesen Zusammenhängen.
In diesem Exkursionsseminar wird die Erforschung solcher Objekte schrittweise erklärt. Sehen und Verstehen, Forschungslage, Archivbesuch mit paläographischem Teil, Quellenkritik usw. Die konkreten Beispiele werden in der Einführungssitzung besprochen. Vorschläge sind willkommen. Als Ergebnis werden kleine eigene Projekte angestrebt.
Literatur:
- Schreiner, Klaus (Hg.): Laienfrömmigkeit im späten Mittelalter. Formen, Funktionen, politisch-soziale Zusammenhänge, München 1992.
- Kühne, Hartmut/Bünz, Enno/Müller, Thomas T. (Hgg.): Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation in Mitteldeutschland. Katalog zur Ausstellung „Umsonst ist der Tod“, Petersberg 2013.
- Wilhelmy, Winfried: Schrei nach Gerechtigkeit. Leben am Mittelrhein am Vorabend der Reformation, Ausstellungskatalog Mainz 2016, Regensburg 2015. |