Ob Polen, Ungarn, Brasilien, die Türkei, ja selbst die USA: Die jüngere Weltlage bietet vielfältige Beispiele dafür, dass der von Francis Fukuyama 1992 als „End of History” verhießene globale Siegeszug der Demokratie zu einem Ende gekommen und eine „Dritte Welle der Autokratisierung” am Werk ist. Gleichzeitig scheinen auch etablierte autokratische Regime wie China und Belarus (bisher?) im Angesicht von Protesten nicht zusammenzubrechen. Die fortwährende Existenz von Autokratien in der Welt ist also eine Realität, der sich demokratische Gesellschaften stellen müssen. Im Seminar wollen wir deshalb das Phänomen „Autokratie” verstehen lernen. Dabei soll vor allem beleuchtet werden, mit welchen Strategien autokratische Regime ihre Herrschaft sichern: Wie legitimieren sie ihren Herrschaftsanspruch? Welchen Nutzen hat Repression? Wie können mächtige Eliten an das Regime gebunden werden? Wie leistungsfähig sind Autokratien bei der Bereitstellung öffentlicher Güter? Ziel ist es, mit diesem Wissen die Herrschaftspraxis verschiedener realer Regime beurteilen zu können und Erklärungen für deren Stabilität bzw. Instabilität zu finden.
Zugleich dient das Proseminar der Einführung in die Methoden der Vergleichenden Politikwissenschaft. Wir werden uns damit auseinandersetzen, wozu ein politikwissenschaftlicher Vergleich dient, welche Rolle Theorien dabei spielen, welche Untersuchungsanlage zu nutzen ist und wie man damit Daten erhebt und analysiert. All das werden wir in einer ersten Blockeinheit anhand praktischer Übungen einstudieren und im zweiten Block auf die genannten Gegenstände der Autokratieforschung anwenden.
Das Proseminar findet synchron zu den angegebenen Zeiten statt. Die genutzte virtuelle Plattform wird vor der ersten Sitzung bekannt gegeben.
Wichtiger Hinweis: Sollten Sie sich für dieses Seminar angemeldet haben, aber auch im zweiten Durchgang nicht zugelassen worden sein, nehmen Sie bitte dringend mit Herrn Dr. Leunig (s.leunig@uni-jena.de) Kontakt auf! |