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ONLINE: Platon: Menon - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Proseminar Langtext
Veranstaltungsnummer 179877 Kurztext
Semester WS 2020 SWS 2
Teilnehmer 1. Platzvergabe 14 Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe 14
Rhythmus keine Übernahme Studienjahr
Credits für IB und SPZ
E-Learning
Hyperlink
Sprache Deutsch
Belegungsfrist Zur Zeit keine Belegung möglich
Abmeldefristen
Nach Zulassung ist eine Abmeldung nur durch den Dozenten möglich.

Nach Zulassung ist eine Abmeldung auch durch den Teilnehmer möglich.

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Termine Gruppe: 0-Gruppe iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson (Zuständigkeit) Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe
Einzeltermine anzeigen Mo. 18:15 bis 19:45 w. 02.11.2020 bis
08.02.2021
Zwätzengasse 4 - Seminarraum Z4   findet statt  
Gruppe 0-Gruppe:



Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Kienzler, Wolfgang, Privatdozent, Dr. phil. habil. verantwortlich
Zuordnung zu Einrichtungen
Institut für Philosophie
Inhalt
Kommentar

HINWEIS: Leider müssen die ersten Termine des Seminars online stattfinden, d.h. in schriftlicher Form! Eine spätere Umstellung auf Präsenz ist vorgesehen, aber ungewiss.

[HINWEIS: Dieses Seminar ist als Präsenzveranstaltung geplant - regelmäßige Anwesenheit und Vorbereitung sind daher Teilnahmevoraussetzung!]

Platons Dialog "Menon" enthält eine klassische Einführung in die Philosophie anhand einfach scheinender, aber schwer zu beantwortender Fragestellungen. Sokrates unterhält sich mit Menon, später auch mit einem jungen Sklaven und mit Anytos, über die Frage, ob "die Tugend lehrbar ist". Menon versteht die Frage so: kann man die Fähigkeiten, die man haben muss, um ein erfolgreicher, brauchbarer, tüchtiger erwachsener Mensch zu werden, vermitteln, also lehren? Die sogenannten Sophisten beanspruchten zu jener Zeit, genau dies zu leisten, nämlich Unterricht darin zu geben, sich im Leben durchzusetzen. Sokrates dagegen deutet diese Frage so um: Gibt es einen erfolgreichen Unterricht darin, ein guter Mensch zu werden, genauer gesagt, ein moralisch guter und gerechter Mensch zu werden? Nach Sokrates lehren die Sophisten zwar schon ETWAS, aber gerade nicht das: ein moralisch guter Mensch zu werden.

Das Gespräch kommt dann auf ein Paradox: Eigentlich muss das "Gutsein" lehrbar sein, denn es sollte doch wohl damit zusammengehören, dass man erkennt, was gut IST, und dass man dann danach HANDELT. Tatsächlich aber scheint es, im Athen der Zeit des Dialogs, niemanden zu geben, der dies lehrt, oder lehren kann.

Ein Lösungsversuch geht dann so: Es kann Erkenntnis geben, die man nicht von jemand anderem übermittelt bekommt, sondern die man aus sich selbst heraus entwickelt. Auch die Erkenntnis des Gutseins sollte eigentlich von dieser Art sein. Als ein Beispiel für solche Erkenntnis aus uns selbst heraus, spricht Sokrates mit einem Sklaven, der im Gespräch aufgrund der bloßen Frages des Sokrates mathematische Wahrheiten erkennt und sich selbst klarmacht. Dieses beispiel dient dann als Argument dafür, dass die wichtigste Form der Erkenntnis nicht "von außen" kommt, sondern aus uns selbst, bei Platon wird es als "Wiedererinnerung" (Anamnesis) bezeichnet.

Der Dialog kommt zwar zu keinem definitiven Ergebnis bezüglich der "Lehrbarkeit der Tugend", aber er geht einige wesentliche Schritte in Richtung eines Nachdenkens über das, was Erkenntnis und Lehren ist und heißen kann.

Im Seminar wird der Text abschnittweise gelesen und erklärt wie auch diskutiert.

 

Menon Kapitelübersicht: Die Themen, die wir behandeln werden

(nach Biester, 1780; sowie Rowohlts Klassiker, 1957; in der Ausgabe 1994 leicht revidiert [dort sind 32 und 33 zusammengefasst])

 

1 Frage des Menon nach der Lehrbarkeit der Tugend

Menon (kein Athener, aus Thessalien) meint, dass man doch mal knapp und kurz erklären kann: Kann man Tugend lehren und lernen; oder kann man sie wenigstens unter Anleitung einüben; oder hat man sie von natur, und wenn man sie nicht hat, hat man sie eben nicht?

 

2 Problem des Sokrates: Was ist die Tugend selbst?

S: Ich weiß noch nicht einmal, was diese Tugend sein soll, ich kenne sie gar nicht. Hier in Athen finden das alle so. – Und wenn Gorgias (der Alleswisser) es weiß, so hilft mir das im Augenblick gar nichts.

 

3 Erste Antwort des Menon: Aufzählung einer Reihe von Tugenden

M: Was Tugend ist, nichts leichter als das: Es gibt die Tugend für Männer (was Männer gut können müssen), für Frauen (was Frauen können müssen), usw.

 

4 Erläuterung der von S. gesuchten wesentlichen Einheit der Tugend

S: Aber wir wollen doch wissen, was die eine Tugend ist, was die Tugend zur Tugend macht – nicht was Männer, Frauen, Kinder oder Sklaven so können müssen. Wir suchen eine Definition. Und außerdem gehört da doch vor allem Besonneheit und Gerechtigkeit dazu – und die sind doch für Männer und Frauen, und alle anderen, gleich!

 

5 Erster Definitionsversuch des Menon und abermaliges Scheitern

M: Tugend heißt doch im Grunde: Über Menschen herrschen können

S: Aber das passt doch gar nicht auf alle, sagen wir Sklaven und Kinder?

M: Dann sagen wir eben, dass das Gerechtsein die Tugend ist.

S: Ist Gerechtsein die ganze Tugend, oder nur ein Teil davon?

M: Nein, es gibt ja noch: Besonnensein, Weisesein, Großzügigsein, usw.

S: Aber ich wollte doch eine einzige Definition!

 

6 Weitere Erklärung der sokratischen Frage am Beispiel von Gestalt und Farbe

M: da bin ich überfordert!

S: Also: ”Farbe” ist ja auch nicht: weiß, und gelb, und rot, usw.

Und ”Figur” ist nicht: Kreis und Quadrat, usw.

 

7 Sokratische Definition der Gestalt: Was die Farbe begleitet

S: Figur aber ist: ”Was als einziges immer mit der Farbe einhergeht” (?!)

 

8 Zweite sokratische Definition der Gestalt: Die Grenze des Körpers

M: ???

S: Also, noch einmal verständlicher: Figur ist die Grenze eines Körpers.

 

9 Sokratische Definition der Farbe nach Gorgias

M: Und was ist Farbe?

S: Farbe ist eine Ausströmung von Partikeln, die Figuren (Körper) aussenden, und die wahrnehmbar ist (nach Gorgias)

M: Sehr gut!

S: Falsch: diese Definition macht gar nichts verständlicher!

 

10 Zweite Definition des M.: Tugend ist das Streben nach dem Guten. Gibt es dann aber ein Streben nach dem Bösen?

S: Jetzt soll Menon sagen, was Tugend ist!

M: Tugend ist: ”Sich an dem Schönen zu freuen und dessen mächtig zu sein” (Zitat Simonides, ein Dichter)

S: Hilft das denn weiter? Gibt es denn jemanden, der nichts das Schöne will und sich daran freuen will? Will denn jemand das Schlechte?

 

11 Verbesserung der Definition: Tugend ist das Vermögen, das Gute herbeizuschaffen. Ihr Mangel.

S: Das heißt doch: Tugend ist es, Gutes zu wollen (aber das will ja jeder!), und es sich verschaffen können (das kann nicht jeder).

S: Und dieses Sich-verschaffen-Können muss doch mit Gerechtigkeit verbunden sein, und nicht einfach so sein!? Ist Tugend also: das, was man mit Gerechtigkeit bekommt?

 

12 Unmöglichkeit, die ganze Tugend durch ihre Teile zu erklären.

S: Aber Gerechtigkeit ist doch nur ein Teil der Tugend: und jetzt soll sie das Ganze davon sein?! Man muss doch das Ganze der Tugend von ihren Teilen oder Aspekten unterscheiden.

 

13 Menon über S. als verwirrenden Zitterrochen

M: Du verwirrst mich, und bist wie ein Zitterrochen, der macht, dass ich nicht mehr weiß, was ich sagen soll – obwohl ich es schon wusste.

S: Aber ich selbst weiß es wirklich nicht: Darum lass uns zusammen weiter überlegen!

 

14 Menon: Kann man suchen, was man nicht kennt?

M: Aber wie kann man das machen, etwa suchen, wenn wir gar keine Ahnung haben, was es denn ist und wo wir suchen sollen!

S: Da muss man nicht so skeptisch sein; immerhin gibt es leute, die wenigstens etwas ahnen, z.B. die Dichter und Priester, die von der unsterblichen Seele sprechen.

M: ??

 

15 Überwindung des Einwands durch die Lehre von der Wiedererinnerung

S: Ja, man kann Dinge lernen und finden; aber eigentlich ist das eine Wiederinnerung an das, was unsere Seele schon einmal in ihrem früheren Zustand gewusst hat.

 

16 Beweis dieser Lehre durch Befragung eines Sklaven

S: Das soll jetzt bewiesen werden: Ein junger Sklave wird befragt, und er wird sich von selbst an die ösung erinnern: etwas aus der geometrie: Wie sieht ein Quadrat mit doppelter Fläche aus? Wie lang sind seine Seiten?

Sklave: Vielleicht sind die Seiten doppelt so lang?

 

17 Dessen unvollkommene Lösungsversuche des geometrischen Problems

S: Aber mit doppelt so langen Seiten wäre die Fläche viermal so groß!

Sklave: Stimmt, ich weiß auch nicht, was richtig ist!

 

18 Nutzen der im Sklaven erzeugten Verwirrung

S: Schau Menon, der Sklave macht sich aufgrund der falschen Lösung seine Gedanken, die ihn voranbringen.

 

19 Der Sklave findet die Lösung

S und Sklave (im Gespräch): Wir müssen über die Diagonale nachdenken: das doppelt so große Quadrat hat die Diagonale als Seitenlänge.

 

20 Folgerung: Der Ursprung der Erkenntnis liegt im Lernenden selbst

S: Der Sklave hat alles aus sich selbst ernnert und geschöpft. So geht Lernen!

 

21 Rückschluss daraus auf die Unsterblichkeit

S: Also muss das Wissen in der Seele des Sklaven gewesen sein, und diese Seele muss eigentlich unsterblich sein. (Ungefähr so kann man es ausdrücken.)

 

22 Die Lehrbarkeit der Tugend ist mit Hilfe der hypothetischen Methode zu untersuchen

S: Zurück zur Frage nach der Tugend! Wir können sie so angehen, dass wir fragen, was sein müsste, damit die Tuend lehrbar ist; also welche Hypothese wir dann haben müssten.

 

23 Ansatz: Wenn die Tugend Erkenntnis ist, ist sie lehrbar

S: Also: Wenn die Tugend ein Wissen ist, dann muss sie auch lehrbar sein: Wissen kann man lehren und lernen.

 

24 Die Tugend ist aber Einsicht, denn sie nützt

S: Die Tugend ist ja nützlich, wie man sagt, also muss sie eine Art von Überlegung sein.

 

25 Die Guten entstehen also nicht von Natur

S: Und es ist doch so, dass die Tugendhaften, die Übelegung haben, nicht einfach von Natur aus so sind?

 

26 Zweifel ob die Tugend Erkenntnis ist. Vorstellung des Anytos

M: Dann muss Tugend, wenn sie Wissen ist, und mit Überlegung zusammenhängt, doch jedenfalls lehrbar sein!

S: Da bin ich nicht so sicher: Denn dann müsste es ja schon Lehrer für die Tugend geben! Und die sehe ich überhaupt nicht.

 

27 Notwendigkeit in der Medizin etc. zu den professionellen Lehrern zu gehen

S: Man muss doch überall zu Leuten gehen, die ihr Handwerk verstehen (zu Ärzten z.B.), also müsste man im Fall der Tugend zu professionellen Tugendlehrern gehen, oder nicht?

 

28 Protest des Anytos gegen die professionellen Lehrer, die Sophisten

Anytos (ein Athener, kommt hinzu): Das ist ganz falsch, denn diese professionellen Lehrer, die Sophisten, sind zu gar nichts gut!

 

29 Verwunderung des S. über die behauptete Untauglichkeit der Sophisten

S (ironisch?): Aber das kann doch gar nicht sein, denn sie sind doch so erfolgreich!

 

30 Unbekanntschaft des Anytos mit den Sophisten

Anytos: Ich weiß aber, dass sie zu nichts nütze sind!

S: kennst Du denn welche?

A: Nein, aber ich muss auch keine kennen – ich weiß es auch so!

 

31 Behauptung des Anytos, dass alle Athener besser erziehen als die Sophisten

A: Tatsächlich erziehen die älteren Athener selbst junge Menschen zur Tugend. Das genügt doch!

 

32 Lehrfähigkeit des Themistokles?

S: Aber nehmen wir Themistokles (einen bekannten Athener), der hat seinen Sohn gelehrt, aber der Sohn ist trotzdem ein Nichtsnutz geworden. Also?

 

33 Aristeides, Perikles, Thukydides als Erzieher?

S: Und andere Athener ließen ihre Söhne ausbilden, in Sport, Reiten, Kämpfen, usw. – Aber konnten sie sie zu tugendhaften Menschen machen? nein!

 

34 Schluss: Die Tugend ist nicht lehrbar. Drohung des Anytos

A: Sokrates, das ist alles üble Nachrede – das solttest du ganz lassen!

 

35 Schwankende Meinung des Menon darüber, ob die Tugend lehrbar ist

S: Anytos ist wohl beledigt, weil er auch so ein Athener ist. Aber, menon: Sind denn die Sophisten Leherer der Tugend, oder sind sie es nicht?

M: Mal glaube ich: Ja, mal denke ich: nein. ich weiß es nicht recht.

 

36 Gegensätzliche Aussagen des Theognis über die Lehrbarkeit

S: Also: Die Leute sind sich da einfach nicht einig; und auch bei den Dichtern findet man da gegensätzliche Aussagen. Dann ist die ganze Sache ja ziemlich unklar und ungelöst!

 

37 Wenn es keine Lehrer der Tugend gibt: Wie entstehen dann gute Menschen?

S: Dann gibt es also, streng genommen, weder lehrer noch Schüler für die Tugend? Aber vielelicht haben wir etwas falsch gemacht beim Untersuchen?

 

38 Die richtige Vorstellung (Meinung). Ihr Ausreichen zum Handeln

S: Ja, man kann ja im Leben meistens mit einer richtigen Meinung klarkommen, man braucht gar nicht so viel Wissen.

 

39 Unterschied der richtigen Vorstellung von der Erkenntnis

S: Aber richtige Meinung ist noch lange kein Wissen; denn sie kann sich leicht ändern (wir wisen ja nicht, warum die meinung richtig ist).

 

40 Zusammenfassung: Die Tugend ist nicht lehrbar und nicht Erkenntnis

S: Wenn wir alles nochmal durchgehen: Wissen wäre besser als richtige Meinung; aber das haben wir eben nicht.

 

41 Göttlichkeit des vernunftlosen richtigen Handelns

S: Weil die Athener nur richtige Meinung, aber kein Wissen haben – deshalb können sie auch ihre Söhne nicht die Tugend lehren. Und ihre richtige Meinung haben sie eher durch Glück, oder durch die Gunst der Götter, sozusagen als Glücksfall?

 

42 Schluss: Die Tugend als göttliche Schickung

S: Also stammt die Tugend, bei denen, die sie haben, aus einem Geschenk der Götter – man kann es nicht richtig erklären.

M: Das ist aber ein schöner Schluss!

 

Literatur

Im Seminar wird die detsche Übersetzung verwendet. Der Menon ist in allen Gesamtausgaben enthalten.

Im Seminar wird die zweisprachige Ausgabe verwendet, die Margarita Kranz herausgegeben hat (Reclam Nr. 2047).

Die verbreitetste deutsche Übersetzung ist von Schleiermacher; sie ist jedoch sprachlich teilweise nicht ganz einfach. Es kann jedoch grundsätzlich jede Übersetzung verwendet werden.

Die in vielen Ausgaben vorhandene Kapitelzählung (die einfacher zu verwenden ist als die wissenschaftlich meist verwendete zahlung nach den Seiten der Stephanusausgabe) ist in der Reclamausgabe leider nicht enthalten; dafür wird zu Semestebeginn eine Übersicht bereitgestellt.

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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WS 2020 , Aktuelles Semester: SoSe 2024

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