Kommentar |
Judas, der Jünger, der Jesus verraten hat, hat durch die Jahrhunderte verschiedene Deutungen provoziert. Immer geht es dabei um Fragen des Verratens und Verratenwerdens als menschliche Erfahrung und darum, was es für das ewige Schicksal von Judas bedeutet, dass er nicht nur einen Menschen, sondern Gottes Sohn, den Retter der Welt, verraten hat (vgl. z.B. Judas in Dantes Göttlicher Komödie). Judas ist so die Symbolgestalt des Antisemitismus geworden (Amoz Oz). Komplizierter werden die Verhältnisse, sobald Judas von Jesus die Erlaubnis erhält, das zu schnell zu tun, was er tun will und dass der Verrat in Gottes Heilsplan eingeordnet wird. Ist Judas am Ende nicht Täter, sondern Werkzeug der Gnade Gottes? (vgl. etwa Karl Barths Deutung der Judasgestalt) Schließlich gibt es Rechtfertigungen und Verständnisversuche für Judas (etwa im Musical Jesus Christ Superstar). Grundfragen menschlichen Verhaltens und der göttlichen Gnade werden anhand der Judasgestalt erschlossen. |
Zielgruppe |
Studierende aller Fakultäten, insbesondere von Theologie, Angewandter Ethik, Politik und Recht. Doktoranden und Postdoktoranden. Flüchtlinge, Hörer aller Fakultäten, Université du 2e age. |