Kommentar |
Über kaum etwas ist in der jüngeren Vergangenheit so viel und so kontrovers diskutiert worden, wie über den Wandel der Demokratie unter den Bedingungen der Corona-Pandemie und selten waren in demokratischen Staaten seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Eingriffe in Wirtschaft und Gesellschaft sowie insbesondere in grundlegende Freiheitsrechte derart weitgehend wie im Frühjahr/Sommer 2020. Die Pandemie trifft die Demokratien des globalen Nordens in einer Phase, in der sie in vielerlei Hinsicht und unabhängig von der Corona-Krise - durch zunehmende soziale Ungleichheiten, Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008, den Herausforderungen des Klimawandels sowie insbesondere dem Erstarken rechter und rechtsextremer Kräfte - herausgefordert sind.
Das online gehaltene Seminar (mit regelmäßigen Zoom-Sitzungen und Online-Kleingruppen) setzt deshalb an zentralen Diagnosen zum Zustand und der Entwicklung von Demokratien im flexiblen Gegenwartskapitalismus an, um dann ausgehend von dieser Basis zu erörtern, wie (unterschiedlich) Demokratien auf die Pandemie reagieren bzw. diese regieren. Zentral ist dabei die Frage des Not- bzw. Ausnahmezustands im Verhältnis zum 'Normalbetrieb' von Demokratien, aber auch die vieldiskutierte Frage, ob und wie sich politische Systeme und Regierungsweisen durch die Pandemie längerfristig verändern könnten.
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