Kommentar |
Ein kritischer Blick bzw. eine kritische Perspektive auf gesellschaftliche Verhältnisse ist für wesentliche Strömungen innerhalb der Soziologie seit der Herausbildung des Faches grundlegend. Sofern es zutrifft, dass soziologisches Nachdenken immer mit der Wahrnehmung beginnt ‚Hier – in den sozialen Verhältnissen – stimmt etwas nicht!‘, gehört Gesellschaftskritik in der Tat essentiell zum Fach. Das Seminar versucht die (durchaus umstrittenen!) normativen, theoretischen und methodischen Grundlagen einer solchen kritischen Soziologie zu ergründen. Was ist die Basis, der Standpunkt, von denen aus die Gesellschaft kritisiert werden kann? Was sind die normativen Maßstäbe, die es erlauben, Verhältnisse als kritikwürdig zu brandmarken? Wie lassen sich soziale Fehlentwicklungen oder Pathologien identifizieren?
Die Antworten, welche Soziologinnen und Soziologen auf diese Fragen geben, fallen sehr unterschiedlich aus. Das Ziel des Seminares besteht darin, einen Überblick über die wichtigsten Ansätze zu schaffen und sie vergleichend zu diskutieren. Wir beginnen dabei mit den ‚Klassikern‘ wie insbesondere Karl Marx oder Horkheimer und Adorno, beschäftigen uns aber auch mit neueren Positionen und alternativen Theorietraditionen, etwa mit den von Michael Walzer identifizierten Formen der Gesellschaftskritik, mit Michel Foucault und anderen poststrukturalistischen Konzeptionen, mit liberalen Gerechtigkeitstheorien, mit der Unterscheidung von Sozial- und Künstlerkritik, mit Postkolonialismus und gendertheoretischen Ansätzen sowie mit aktuellen Varianten der Entfremdungskritik. |
Literatur |
Einführende Lektüre:
Dörre/Lessenich/Rosa: Soziologie-Kapitalismus-Kritik, Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Robin Celikates: Kritik als Soziale Praxis. Gesellschaftliche Selbstverständigung und Kritische Theorie, Frankfurt/M. u.a.: Campus 2009. |