Kommentar |
Ob die Makedonen ursprünglich einen als Griechisch anzusprechenden Dialekt sprachen (und also Griechen waren) oder eine nah verwandte Sprache, die eher als nichtgriechisch einzustufen wäre, ist umstritten und in Griechenland auch nach der Anerkennung der «Republik Nordmazedonien» ein Politikum. Aus vielen Gründen wird sich diese Frage nicht mehr zufriedenstellend klären lassen. Zu diesen Gründen gehört die dürftige Beleglage für das «Makedonische», also das von den Makedonen gesprochene Idiom, aber auch die komplexe soziokulturelle Gemengelage, die mit Versuchen, Sprachen voneinander abzugrenzen, stets einhergeht, und im Falle der Makedonen für die Frühzeit nicht mehr zu durchdringen ist.
Beobachten lässt sich dagegen, wie die Leute, die zweifellos Griechen waren, die Makedonen gesehen haben. Zwar erwähnt schon der hesiodeische Frauenkatalog (frg. 7 M./W.) ihren Stammvater Makedon, ins Zentrum des Interesses rücken die Makedonen aber erst während der Perserkriege, als sie wie zahlreiche (andere) griechische Staaten (notgedrungen) auf Seiten des Achämenidenreiches standen. Zu dieser Zeit ist jedenfalls ihre Oberschicht, wenn nicht von ihrem Ursprung her griechisch, so doch jedenfalls bereits deutlich hellenisiert, und von da an spielen sie in der griechischen Geschichte eine konstante Rolle.
Am deutlichsten rückt Makedonien natürlich während des Streits mit Athen um die Vorherrschaft in Griechenland in den Blick. Dies ist die Zeit, in der Makedonien unter der Führung von König Philipp II. von der antimakedonischen Partei in Athen, etwa einem Demosthenes, unter Verweis auf die kulturellen Unterschiede zu den (übrigen) Griechen als «barbarisch» charakterisiert, von der promakedonischen Partei aber als Hegemonialmacht eines geeinten Griechenland empfohlen werden kann.
Im Seminar sollen die wichtigsten Texte, die über das Bild der (anderen) Griechen, besonders der Athener, von den Makedonen und ihren Herrschern Aufschluss geben, gemeinsam gelesen und interpretiert werden. |
Literatur |
Texte: In der ersten Sitzung wird eine Textsammlung zur Verfügung gestellt.
Zur Einführung: M. Errington, Geschichte Makedoniens, München 1986, 11–120. |