Wie kriegt man Menschen dazu, die Umweltkrise anzugehen und zu bekämpfen, wenn sie die Probleme meist nur indirekt erfahren und sie die Probleme auch nicht eindeutig einer sichtbaren Ursache zuordnen können? Hier versuchen Umweltkampagnen anzusetzen. Umweltkampagnen sollen das Verhalten Einzelner hin zu umweltfreundlicherem Verhalten verändern, sei es in der privaten Sphäre, beispielsweise in Bezug auf Konsum, oder in der öffentlichen Sphäre, beispielsweise in Bezug auf Wahlverhalten. Zusammengenommen sollen Umweltkampagnen den Einzelnen motivieren und ihm helfen, die vielfältigen Aspekte der Umweltkrise zu meistern. Typischerweise folgt in umweltpsychologischen Texten an irgendeiner Stelle eine Auflistung all der Umweltprobleme. Davon sehe ich hier ab, da ich davon ausgehe, dass diejenigen, die sich für dieses Seminar interessieren, mit diesen Problemen vertraut sind (ein solcher Versuch der Anpassung der Inhalte einer Message an die Zielgruppe lässt sich übrigens unter dem Stichwort information tailoring, einer Interventionstechnik, die wir noch genauer kennen lernen werden, zusammenfassen). Wenn dem nicht so ist und mein ad hoc Versuch des information tailoring fehlgeschlagen ist, umso besser. Es wird in diesem Seminar zwar einen starken umweltpsychologischen Bezug geben, aber ein Großteil dessen, was wir diskutieren werden, lässt sich prinzipiell auch auf diverse andere inhaltliche Bereiche sogenannter behavior change Kampagnen übertragen (z.B. Gesundheitspsychologie). Das Interesse für die Umweltthematik entwickelt sich dann möglicherweise ganz nebenbei (Stichwort kognitive Dissonanz). Das Seminar richtet sich also an alle, die Interesse an der Planung und Entwicklung von Kampagnen haben. Der Inhalt des Seminars ist grob folgendermaßen gegliedert:
1) Verhaltenstheorien und Modelle (z.B. Normaktivationsmodell, etc.). Beispielfragen:
- Was gibt es für Verhaltenstheorien und warum braucht man sie, um Kampagnen zu designen?
2) Psychologische Faktoren (z.B. Wissen, soziale Normen, etc.). Beispielfragen:
- Führt die Vermittlung von Wissen zu Verhaltensveränderungen?
- Wie müssen soziale Normen formuliert werden, um besonders effektiv zu sein?
3) Interventionstechniken (s.o. information tailoring, etc). Beispielfragen:
- Was gibt es für Interventionstechniken, mit Hilfe derer man Verhalten verändern kann und wie effektiv sind sie?
4) Planung und Entwicklung einer eigenen Umweltkampagne:
- Auswahl eines zu ändernden Verhaltens und einer Verhaltenstheorie sowie entsprechender psychologischer Faktoren, wobei Letztere mit kreativer Umsetzung von
Interventionstechniken verändert werden sollen
Das Seminar wird ein Mix aus Inputsitzungen meinerseits, Lektürekurs plus Diskussion, Kurzreferaten sowie Gruppenarbeitssitzungen sein. Die Planung und Entwicklung einer Umweltkampagne wird Grundlage für die Prüfungsleistung sein (benoteter oder unbenoteter Bericht über die Entwicklung der Kampagne). |