Kommentar |
Seit 2009 führt der Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Universität Jena archäologische Forschungen im karolingisch-ottonischen Pfalzgebiet Salz (Bezirk Unterfranken, Ldkr. Rhön-Grabfeld) durch. Mittlerweile liegen zahlreiche neue historische, geographische und archäologische Erkenntnisse zum Pfalzgebiet vor und zeigen, dass es sich bei der Pfalz Salz um einen vielteiligen Güterkomplex handelt.
Nachweisbar sind spätestens im 9. Jahrhundert mehrere Haupt- und Nebenhöfe (Salz und Heustreu/villa Houstrowe), eine Talsiedlung (villa Salza/Mühlstatt), mindestens eine Kirche (sicher belegt für uilla branda basilicam In honore Sti. Martin/Brend), möglicherweise jedoch noch eine weitere, bislang nicht lokalisierte Pfalzkirche, der ausgedehnte Königsforst (silvas innumerabilis/Salzforst) und eine Befestigung (castellum Saltce/Veitsberg), die möglicherweise zugleich das eigentliche palatium ist. Auf dem Veitsberg konnten zwischen 2010 und 2013 die Wehreinrichtungen einer Befestigungsanlage des 8. – 11. Jahrhunderts ergraben werden. Eine zwei Meter breite Mauer mit begleitendem Graben umschließt ein etwa 110 x 110 m großes, annähernd quadratisches Areal. Von der Bebauung innerhalb dieser Mauer ist bislang kaum etwas bekannt. Sollte es sich bei der Anlage auf dem Veitsberg tatsächlich um das Zentrum des Pfalzgebietes handeln, wären repräsentative Bauten wie Kirche oder Aula zu erwarten.
Ziel der diesjährigen Untersuchungen ist es, Strukturen der Innenbebauung nach modernsten archäologischen Standards zu ergraben und zu dokumentieren und dabei wesentliche Fragen zur Funktion des Fundplatzes zu klären. Die Teilnehmer der Ausgrabung erlernen dabei systematisch alle grundlegenden Arbeitsschritte von der Ausgrabung nach natürlichen Schichten über die Dokumentation mit handwerklichen (Zeichnung, Foto, Beschreibung u.a.) und elektronischen (Tachymetrie mit TachyCAD) Methoden bis zur Fundbearbeitung. |