Kommentar |
Die soziale Netzwerkanalyse hat in den letzten Jahren als neuer theoretisch-methodischer Ansatz in der Geschichtswissenschaft zunehmend Verbreitung gewonnen. Auch wenn die geringere Quellenverfügbarkeit die Rekonstruktion von Netzwerken mittelalterlicher Akteure (z.B. politische, Verwandtschafts- oder Handelsnetzwerke) behindert, findet die Methode auch das Interesse von Mediävisten und zeitigt erste konkrete Forschungsergebnisse. Die Historische Netzwerkanalyse hat somit Aussichten, eine neue Historische Grundwissenschaft (als Teil der digital humanities) zu werden und zugleich bietet sie spannende Perspektiven für interdisziplinäre Forschung. Im Hauptseminar werden zunächst einige Anwendungsfelder und -beispiele der Historischen Netzwerkanalyse konkret vorgestellt und diskutiert, zweitens lernen wir Grundbegriffe und -konzepte sowie einige basale Analyseverfahren der Netzwerkanalyse kennen. Zum dritten werden in einem Praxisteil sowohl die systematische Erhebung von Netzwerkdaten (anhand von historiographischen Quellen, Briefen und Urkunden) als auch deren computergestützte Analyse eingeübt und die zuvor allgemein besprochenen theoretischen und methodischen Grundfragen am konkreten Beispiel tiefergehend erörtert.
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Literatur |
Wolfgang Reinhard, Freunde und Kreaturen. “Verflechtung” als Konzept zur Erforschung historischer Führungsgruppen. Römische Oligarchie um 1600 (Schriften des philosophischen Fachbereichs der Universität Augsburg, 14), Augsburg 1979; Dorothea Jansen, Einführung in die Netzwerkanalyse: Grundlagen, Methoden, Forschungsbeispiele, 2., erw. Aufl. (utb 2241), Opladen 2003 (3. überarb. Aufl., Wiesbaden 2006); Marc E.J. Newman, Networks: an introduction, Oxford 2012 (zuerst 2010); Claire Lemercier, Formale Methoden der Netzwerkanalyse in den Geschichtswissenschaften: Warum und Wie?, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 23 (2012), S. 16-41; Marten Düring / Ulrich Eumann / Martin Stark / Linda von Keyserlingk (Hgg.), Handbuch Historische Netzwerkforschung: Grundlagen und Anwendungen (Schriften des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) zur Methodenforschung, 1), Münster 2016. |